Russland stößt US-Staatsanleihen ab

Moskau will künftig Dollar-Transaktionen meiden

Russland stößt US-Staatsanleihen ab

dpa-afx Moskau – Als Reaktion auf die drohenenden neuen US-Sanktionen will Russland seine Einlagen in US-Staatsanleihen reduzieren. Das sagte Finanzminister Anton Siluanow dem staatlichen Fernsehsender Rossija 1. “Wir haben unsere Einlagen in die amerikanische Wirtschaft und amerikanische Wertpapiere bereits auf ein Minimum reduziert und werden sie weiter senken.” Zudem kündigte Siluanow an, dass Russland künftig versuchen werde, bei Transaktionen den Dollar zu meiden und in anderen Währungen wie dem Euro abzurechnen.Die USA hatten am Mittwoch neue Sanktionen gegen Russland angekündigt. Hintergrund ist der Fall des in Großbritannien vergifteten russischen Ex-Agenten Sergej Skripal. Washington macht Moskau für die Tat verantwortlich. Russland bestreitet dies. Rubel unter DruckDie angekündigten Strafmaßnahmen sollen noch im August in Kraft treten. Zunächst war unklar, welche Wirtschaftszweige betroffen sein sollen. Konkrete Gegenmaßnahmen will die russische Regierung prüfen, sobald klar ist, welche Bereiche sanktioniert werden. Der Wechselkurs des Rubel zum US-Dollar war unter dem Druck der Ankündigung auf einen Zwei-Jahres-Tiefstand von knapp 68 Rubel pro Dollar gefallen.Siluanow betonte indes, die US-Maßnahmen würden keine schwerwiegenden Folgen etwa für russische Banken haben. Sie seien “unangenehm, aber nicht tödlich”. Die russische Wirtschaft habe sich in den vergangenen Jahren an den Umgang mit Sanktionen gewöhnt. Die USA und die EU hatten Russland unter anderem wegen der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 und der Unterstützung für moskautreue Separatisten im Kriegsgebiet Ostukraine mit zahlreichen Sanktionen belegt. “Abwärtsspirale”Derweil warnt ein russischer Außenpolitikexperte vor einer Abwärtsspirale in den Beziehungen zwischen Moskau und Washington. “Letzten Endes werden die bilateralen Beziehungen komplett zerstört sein”, sagte der Politologe Fjodor Lukjanow der dpa in Moskau.Lukjanow, der auch Herausgeber der Zeitschrift “Russia in Global Affairs” ist, meinte mit Blick auf die ersten 100 Tage des wiedergewählten Präsidenten Wladimir Putin, der Kreml-Chef versuche, nicht zu eskalieren und keine aggressiven Schritte zu unternehmen. “Aber es funktioniert nicht. Die Stimmung um Russland verschärft sich trotzdem”, sagte Lukjanow. Russland müsse sich nun darauf konzentrieren, seine eigenen Ressourcen zu konsolidieren und die Beziehungen zu anderen Staaten zu stärken, um die Krise zu überstehen, sagte Lukjanow.