S&P droht Japan mit Ratingabstufung

Notenbank ist in Vorlage gegangen, Tokio kommt mit Reformen aber nicht hinterher - Ausblick "negativ"

S&P droht Japan mit Ratingabstufung

lz Frankfurt – Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) hat zwar die Kreditbewertung Japans weiter auf der viertbesten Stufe “AA – ” belassen, gleichzeitig dem Land aber mit einer Herabstufung gedroht, falls die in Aussicht gestellten Strukturreformen nicht umgesetzt werden. “Wir werden das Rating dann senken”, drohen die Bonitätsprüfer. Der Ausblick bleibe “negativ”.Allenfalls “leichte Fortschritte” sehen sie bislang beim Thema Strukturreformen und verweisen auf den japanischen Arbeitsmarkt, der nur wenig flexibler geworden sei. Auch die Finanzbasis des Landes bleibe schwach vor dem Hintergrund der exorbitant hohen Verschuldung. Das Haushaltsdefizit wird nach Meinung der Ratingagentur von derzeit etwa 10 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2014 allenfalls auf 9 % sinken.Ministerpräsident Shinzo Abe hat die auch von S & P eingeforderten Strukturreformen einst selbst als “dritten Pfeil” seiner mit “Abenomics” überschriebenen Wirtschaftspolitik bezeichnet, um Japan wieder auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Das ist dringend nötig. Schließlich ist die Volkswirtschaft seit 1996 nur um 11 % gewachsen (zum Vergleich: Deutschland 22 %, USA 39 %). Der erste Pfeil der Abenomics war die Umsetzung einer extrem expansiven Geldpolitik, der zweite bestand aus erneuten konjunkturstützenden Maßnahmen (2012) und der dritte, bisher nicht abgeschossene Pfeil besteht aus den versprochenen Strukturreformen. Allerdings hängt der Erfolg der ersten beiden Pfeile nach Einschätzung von Experten unmittelbar von Fortschritten gerade im Reformbereich ab.Die Notenbank ist mit ihrer extrem expansiven Geldpolitik bereits in Vorlage und ins Risiko gegangen. Sie kauft aktuell rund 70 % der neu ausgegebenen Staatsanleihen auf, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten. Inzwischen hält sie rund 16 % der gesamten Staatsschuld. Sollten nun Zweifel an der Reformfähigkeit Japans aufkommen, könnte das die Refinanzierungskosten des Staates wieder so erhöhen, so dass alle Bemühungen umsonst wären. Immerhin muss Tokio Jahr für Jahr für knapp 60 % seiner Staatsschuld auf dem Finanzmarkt zusammen mit dem neuen Defizit neue Investoren finden.Insgesamt bescheinigen die S & P-Experten Abe durchaus, dass er in den ersten neun Monaten seiner Regierungszeit den kurzfristigen ökonomischen Ausblick Japans verbessert habe. Es gebe auch erste Anzeichen, dass die extrem lockere Geldpolitik im Kampf gegen die jahrzehntelange Deflation Früchte trage. Zuletzt lag die Inflation in Japan im September bei 0,9 %. Ziel der Regierung ist es, sie innerhalb von zwei Jahren auf 2 % zu hieven, um die Wirtschaft aus der Abwärtsspirale sinkender Preise und lahmenden Wachstums zu befreien.Die Wende sollen aber die von S & P angemahnten Reformen bewerkstelligen, die in Japan als “Wachstumsinitiative” beworben werden. Bleiben die Reformen und Wachstumserfolge aus, kündigt die Ratingagentur an, die Konsequenzen daraus zu ziehen und die Bonität herabzusetzen.