Schlechte Stimmung in Euroland
arp Frankfurt – Die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone hat sich im September spürbar verschlechtert. Der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) sank im September gegenüber dem Vormonat um 1,4 Punkte und erreichte mit 101,7 Zählern den tiefsten Stand seit Februar 2015. Damit liegt der Indikator zwar immer noch über dem langjährigen Durchschnitt von 100 Zählern, stößt aber seit Oktober 2018 nicht mehr an die Obergrenze des von der EU-Kommission mit einer Range von 90 bis 110 Punkten errechneten Normalbereichs.Der Rückgang des Index, der die Stimmung in Unternehmen und privaten Haushalten misst, resultierte insbesondere aus einem substanziellen Rückgang des Vertrauens in der Industrie auf -8,8 Zähler, nach -5,8 Punkten im August. Im Vormonat hatte es hier noch einen unerwarteten Anstieg gegeben. Bert Colijn, Senior Economist bei der niederländischen ING, sieht ein Abbröckeln an allen Fronten der Industrie: Produktion, Auftragsbestand und Erwartungen. Für Colijn ist das ein “klares Signal, dass ein Ende der Talfahrt in der Industrie noch nicht in Sicht ist”.Auch die Stimmung im Handel ist leicht rückläufig. Sie ging von 0,6 Punkten auf 0,1 Zähler zurück. Unter den Verbrauchern hat sie sich dagegen verbessert – auf -6,5 Zähler nach -7,1 Punkten im August. Das Gleiche gilt für den Dienstleistungssektor mit einem Anstieg von 9,2 auf 9,5 Punkte. Für Colijn ist das zwar nur eine leichte Erholung nach einem stärkeren Rückgang im August, gleichwohl auch ein Zeichen einer gewissen Stabilisierung in diesem Sektor, der angesichts der Lage in der Industrie wichtig für eine Fortsetzung des Wirtschaftswachstums ist. Schwäche in der IndustrieUnterdessen trübte sich auch das Geschäftsklima BCI, das nur die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe misst, im September deutlich ein. Es fiel von +0,12 auf -0,22 Punkte – der niedrigste Stand seit rund sechs Jahren.In Frankreich, der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft, stagnierten derweil überraschend die Konsumausgaben im August auf dem Juli-Niveau, nachdem sie im Vormonat noch um 0,4 % zugelegt hatten. Volkswirte hatten hingegen ein Plus von 0,3 % erwartet. Eine grundsätzliche Konsumzurückhaltung lässt sich in Frankreich trotzdem nicht feststellen. Denn das Barometer für das Konsumklima stieg im September um einen Punkt auf 104 Zähler. Insbesondere zu größeren Ausgaben zeigten sich die Franzosen bereit. Zu dieser Entwicklung trägt wohl auch die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt bei. Die Arbeitslosigkeit in der zweitgrößten Volkswirtschaft fiel zuletzt auf den niedrigsten Stand seit Ausbruch der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren.Die Inflation in Frankreich kommt aber nicht voran. Wie das Statistikamt Insee am Freitag mitteilte, sank die nach europäischen Standards berechnete Jahresinflationsrate nach einer ersten Schätzung im September auf 1,1 %. Im August hatte sie 1,3 % betragen. Eine Teuerung auf diesem Niveau war auch von Volkswirten erwartet worden. Im Vergleich mit dem August gingen die Verbraucherpreise um 0,4 % zurück, erwartet worden war ein Minus von 0,3 %. Somit verfehlte die französische Inflationsrate deutlich die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB), die eine Teuerung von “unter, aber nahe 2 %” anstrebt.