Konjunktur

Schlechtere Wirtschaftsstimmung in den USA und Großbritannien

Unternehmensumfragen in den USA und Großbritannien liefern ähnlich wie in Europa enttäuschende Aussichten. Derzeit gibt es nur einen Lichtblick.

Schlechtere Wirtschaftsstimmung in den USA und Großbritannien

Schlechtere Stimmung in den USA und Großbritannien

Unternehmensumfragen enttäuschen – US-Wirtschaft nahe der Stagnation – Schrumpfende Aktivität auf der Insel möglich

ms Frankfurt

Die Unternehmensstimmung in den USA und in Großbritannien hat sich im August unerwartet deutlich verschlechtert. Für Großbritannien signalisiert der am Mittwoch veröffentliche Einkaufsmanagerindex mit einem Abrutschen unter die 50-Punkte-Marke sogar eine Schrumpfung der wirtschaftlichen Aktivität. In den USA hielt er sich zumindest leicht über dieser Schwelle und spricht somit für eine nahezu stagnierende Wirtschaft. Dagegen steigt die Stimmung in Japan an, was auf eine Beschleunigung des Wachstums hindeutet.

Weltweit wird derzeit mit Argusaugen beobachtet, wie sich die Volkswirtschaften entwickeln und wie sie mit den zahlreichen Belastungsfaktoren zurechtkommen – und insbesondere mit dem beispiellosen Zinserhöhungskurs der Zentralbanken im Kampf gegen die zu hohe Inflation. Zugleich gilt das aber wiederum als Signal, wie weit die Notenbanken noch gehen könnten. Im besonderen Fokus stehen dabei die USA als weltgrößte Volkswirtschaft und wichtigster Währungsraum.

In den USA trübte sich jetzt zumindest die Unternehmensstimmung stärker ein als gedacht. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex für die Industrie und den Dienstleistungssektor ging um 1,6 Punkte auf 50,4 Zähler zurück – der niedrigste Stand seit sechs Monaten. Vor allem der Index für die Industrie fiel dabei mit 47,0 Punkten deutlich schlechter aus als von Volkswirten erwartet (49,0). Aber auch der Dienstleistungssektor bleibt mit 51,0 Zählern merklich hinter den Erwartungen zurück (52,2).

„Ein Beinahe-Stillstand der Wirtschaftstätigkeit im August weckt Zweifel an der Stärke des US-Wirtschaftswachstums im dritten Quartal“, sagte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global Market Intelligence. Die Umfrage zeige, dass die vom Dienstleistungssektor ausgehende Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal nachgelassen habe, während die Industrieproduktion weiter gesunken sei. In den vergangenen Wochen hatten die US-Daten eher positiv überrascht und auf ein starkes Wachstum im dritten Quartal hingedeutet. Viele Volkswirte hatten ihre Jahresprognose angehoben. Das galt als großer Hoffnungsschimmer für die Weltwirtschaft und hatte Spekulationen über weitere Fed-Zinserhöhungen befeuert.

Noch schlechter ist die Lage in Großbritannien. Dort sank der Einkaufsmanagerindex zum Vormonat um 2,9 Punkte auf 47,9 Punkte. Das ist der tiefste Stand seit Januar 2021. Der Rückgang war deutlich stärker als von Ökonomen erwartet. Sie hatten im Schnitt mit 50,4 Punkten gerechnet. „Eine erneute Schrumpfung der Wirtschaft scheint unausweichlich“, kommentierte Williamson, Chefvolkswirt bei S&P Global Market Intelligence. Die Umfrage deute auf einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 0,2% im dritten Quartal hin. Das könnte die Bank of England dazu veranlassen, bei weiteren Zinserhöhungen vorsichtiger zu sein.

Da sich auch im Euroraum und nicht zuletzt in Deutschland die Stimmung eintrübte (siehe Text oben auf dieser Seite), war am Mittwoch Japan der einzige Lichtblick. Dort legt der Einkaufsmanagerindex von 52,2 auf 52,6 Punkte zu. Treiber sind die Dienstleistungen, während die Industrie erneut schrumpft. Der Index signalisiere „Optimismus bezüglich der Konjunkturaussichten“, sagte Jingyi Pan, Volkswirtin bei S&P Global.

| Quelle:
BZ+
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