Schnabel verteidigt Negativzinspolitik der EZB

Debatte über PEPP-Ausschöpfung schwelt weiter

Schnabel verteidigt Negativzinspolitik der EZB

rec Frankfurt – Das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat die seit sechs Jahren anhaltende Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank verteidigt. “Die Erfahrungen im Euroraum in den vergangenen paar Jahren legen nahe, dass die positiven Auswirkungen überwiegen”, sagte Schnabel laut Redemanuskript bei einer Online-Konferenz.Mitte 2014 hat die EZB den Einlagesatz für Geschäftsbanken erstmals in den negativen Bereich gedrückt und seitdem sukzessive auf – 0,5 % abgesenkt. Gerade der Negativzins hat immer wieder für Kritik gesorgt, vor allem hierzulande. Schnabel hielt dem entgegen, dies habe die Transmission der Geldpolitik “fundamental” verbessert, die Wirtschaft unterstützt und die Inflation erhöht. Trotzdem liegt diese seit Jahren unterhalb des EZB-Ziels von knapp 2 %.Schnabel, die vor ihrer Berufung in das Direktorium der EZB im November 2019 den sogenannten Wirtschaftsweisen angehörte, sprach aber auch von “Nebenwirkungen für die Profitabilität der Banken und ihr Risikoverhalten”. Diese Nebenwirkungen würden “wahrscheinlich” über die Zeit an Bedeutung gewinnen. Sie nahm deshalb abermals die Regierungen der Eurozone in die Pflicht, eine “kraftvolle Antwort” auf die Corona-Pandemie zu geben, um das Wirtschaftswachstum zu stützen.In der Debatte über das Notfallanleihekaufprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) appellierte gestern auch der slowakische Notenbankchef Peter Kazimir an die Politik. Er habe schon in der Vergangenheit gesagt, dass eine “angemessene Antwort der Fiskalseite” eine Rolle spiele, sagte das Ratsmitglied der EZB laut der Nachrichtenagentur Reuters. “Dann sind wir natürlich nicht verpflichtet, den ganzen PEPP-Rahmen zu nutzen.” Über den Umfang des auf 1,35 Bill. Euro aufgestockten Programms gibt es im EZB-Rat eine Kontroverse, wie zuletzt das Protokoll der Ratssitzung im Juli belegte. Dies dürfte auch bei der nächsten EZB-Ratssitzung am 10. September zum Tragen kommen.