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Scholz bewirbt sich nun doch für SPD-Vorsitz

Von Detlef Fechtner, Frankfurt Börsen-Zeitung, 17.8.2019 August Bebel, Friedrich Ebert, Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer, Willy Brandt, Gerhard Schröder, Sigmar Gabriel - viele der Namen auf der Liste der ehemaligen SPD-Parteivorsitzenden sind...

Scholz bewirbt sich nun doch für SPD-Vorsitz

Von Detlef Fechtner, FrankfurtAugust Bebel, Friedrich Ebert, Kurt Schumacher, Erich Ollenhauer, Willy Brandt, Gerhard Schröder, Sigmar Gabriel – viele der Namen auf der Liste der ehemaligen SPD-Parteivorsitzenden sind heute selbst denjenigen gut vertraut, die nie die Sozialdemokratische Partei gewählt haben. Ganz anders als einige der Kandidaten, die in den vergangenen Wochen ihren Hut in den Ring geworfen haben, um die SPD künftig zu führen.So dürften die Namen der Bewerber Alexander Ahrens, Christina Kampmann oder Robert Maier selbst bei vielen Genossen Achselzucken hervorrufen – unbekannt. Etwas vertrauter klingen möglicherweise die Namen von Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange, die bereits voriges Jahr schon einmal für den Parteivorsitz kandidiert hat, oder des Nordhessen Michael Roth, der als Europa-Staatsminister bereits wichtige Themen für Deutschland in Brüssel verhandelt hat. Aber auf einen Bewerber aus der ersten Reihe hat die Partei trotzdem lange warten müssen – bis zum Freitag.Eine SPD-Sprecherin hat vor dem Wochenende bestätigt, dass Finanzminister Olaf Scholz – entgegen eigenen früheren Aussagen, nicht ins Rennen zu gehen – nun doch bereit sei, sich um den Parteivorsitz zu bewerben. Kurz zuvor war bereits etwas Bewegung in den Wettkampf um die Parteispitze gekommen, nachdem Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius und die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping sowie das Duo von Parteivize Ralf Stegner und der ehemaligen Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten Gesine Schwan den Finger gehoben hatten.Mit der Kandidatur des 61 Jahre alten Scholz ist nun aber nicht allein ein politisches Schwergewicht im Rennen, sondern auch einer, der allein schon wegen seines Amtes als Vizekanzler die große Koalition symbolisiert, die von vielen Sozialdemokraten kritisch beäugt oder abgelehnt wird. Gerade erst vor wenigen Tagen war der Gleichklang bemerkenswert, mit dem sich Kanzlerin Angela Merkel und Scholz in der Debatte über die Schwarze Null äußerten. Entsprechend dürften die Erfolgsaussichten von Scholz vor allem daran hängen, inwieweit es ihm gelingt, die Parteigenossen von seiner Bereitschaft und Fähigkeit zur Erneuerung der Partei zu überzeugen. Denn angesichts der bereits seit längerer Zeit enttäuschenden SPD-Wahlergebnisse dürfte ein Bewerber, der mit der Strategie eines Weiter-so antritt, wohl kaum Chancen haben, die Sympathien zu erobern. Ob es Scholz schafft, sich als Kandidat zu positionieren, dem man zutraut, der SPD neuen Schwung zu verleihen, wird wiederum maßgeblich damit zu tun haben, wen er als Tandem-Partnerin für den Parteivorsitz auswählt.Hingegen wird es an seiner fachlichen Eignung für das Amt kaum Zweifel geben. Denn der gebürtige Osnabrücker hat sich bereits in vielen Positionen bewährt – als Innensenator und erster Bürgermeister Hamburgs ebenso wie als Arbeits- und später als Finanzminister sowie als SPD-Generalsekretär. Und nicht zu vergessen auch kurzfristig als kommissarischer Parteivorsitzender.