Schottisches Interesse an der Unabhängigkeit steigt kaum

Nach Brexit keine Mehrheit für Abspaltung

Schottisches Interesse an der Unabhängigkeit steigt kaum

hip London – Obwohl die in Schottland regierenden Nationalisten Westminster seit dem Votum für den Brexit mit einem erneuten Unabhängigkeitsreferendum drohen, hat sich dort in einer aktuellen Umfrage keine Mehrheit für den Ausstieg aus dem Vereinigten Königreich gefunden. Wie der Meinungsforscher Kantar TNS ermittelte, sind 47 % für den Verbleib, 41 % wollen den Alleingang wagen und 12 % haben noch keine Meinung. Rechnet man die Unentschiedenen heraus, ergibt sich eine klare Mehrheit von 53 % gegen die staatliche Unabhängigkeit.Im September 2014 hatten sich noch 55 % gegen den von der Scottish National Party (SNP) geforderten Alleingang ausgesprochen. Regierungschefin Nicola Sturgeon (SNP) hatte eine weitere Volksabstimmung nach dem britischen Referendum über die EU-Mitgliedschaft als “höchst wahrscheinlich” bezeichnet. Die Schotten hatten sich am 23. Juni in allen Wahlbezirken gegen einen Brexit ausgesprochen. Sturgeon will alle Möglichkeiten nutzen, um Schottland in der EU zu halten. Die SNP habe angesichts der großen Ablehnung des Brexit wohl auf ein stärkeres Wachstum des Lagers der Unabhängigkeitsbefürworter gehofft, sagte Tom Costley, der Kantar TNS in Schottland führt. Es vergrößerte sich aber lediglich um 2 Prozentpunkte. Der Meinungsforscher befragte zwischen dem 10. August und dem 4. September 1 047 Menschen im Wahlalter. Ruth Davidson, die Führerin der schottischen Konservativen, warf Sturgeon vor, das Brexit-Votum dazu zu nutzen, eine weitere Unabhängigkeitskampagne loszutreten. “Wir glauben, dass es Schottlands Interessen nicht dient, ständig zu versuchen, das Vereinigten Königreich auseinanderzudividieren”, sagte Davidson, die sich vor dem EU-Referendum gegen den Austritt starkgemacht hatte.Sturgeons Versuche, nach dem Brexit-Votum in Brüssel schon einmal die Bereitschaft zur Aufnahme Schottlands in die Staatengemeinschaft zu ermitteln, stießen dort auf wenig Gegenliebe. Der Verfall des Ölpreises sorgte zudem dafür, dass ein unabhängiges Schottland größere Probleme hätte, seinen Staatshaushalt zu finanzieren, als ursprünglich angenommen.