Arbeitsmarkt

Schwache Konjunktur bremst Jobmarkt

Die schwache Konjunktur zeigt erste Spuren am Jobmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen steigt im Juli. Experten hatten vor dem neuen Arbeitsmarktbericht aber Schlimmeres erwartet.

Schwache Konjunktur bremst Jobmarkt

Schwache Konjunktur bremst Jobmarkt

Arbeitslosigkeit steigt in Deutschland – Euro-Arbeitsmarkt stabil – Keine Anzeichen für Lohn-Preis-Spirale

Die schwächelnde Konjunktur wirkt sich zunehmend auch auf den Arbeitsmarkt aus. In Deutschland steigt die Arbeitslosigkeit im Juli auf 5,7%. Der Euro-Jobmarkt zeigt sich für Juni noch robust. BA-Chefin Nahles betrachtet den Arbeitsmarkt angesichts der schrumpfenden Wirtschaft aber noch als stabil.

ast Frankfurt

Die schwache Konjunktur in Deutschland hat sich im Juli spürbar auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Die Arbeitslosenzahl stieg auf über 2,6 Millionen. Die Arbeitslosenquote legte um 0,2 Prozentpunkte auf 5,7% zu. Das geht aus der aktuellen Monatsstatistik hervor, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg vorstellte. Für die BA sind die Bremsspuren allerdings noch kein Grund zur Sorge. Andrea Nahles, Vorstandsvorsitzende der Behörde, sieht in der Zunahme noch keine Alarmzeichen für den Arbeitsmarkt.

Sommerpause wirkt

Vor dem Hintergrund, dass die Wirtschaft seit drei Quartalen nicht mehr gewachsen sei, „hält sich der Arbeitsmarkt gut“, sagte die ehemalige SPD-Vorsitzende bei der Vorstellung der Daten. Für die Entwicklung in den nächsten Monaten wollte sich Nahles nicht festlegen: „Ich bin nicht das Orakel von Delphi.“ Es sei aber ein Trend seit einigen Monaten, dass die konjunkturelle Delle erste Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlasse. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stieg laut BA im Mai weiter auf nun 34,7 Millionen: Das Wachstum verliert aber zusehends an Schwung.

Mit Beginn der Sommerpause hätten Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zugenommen. Die BA verzeichnete im Juli 2,617 Millionen Arbeitslose. Das seien 62.000 mehr als im Juni und 147.000 mehr als vor einem Jahr. Der Anstieg bewegt sich im Rahmen der für Juli üblichen saisonalen Entwicklung. Rechnet man die jahreszeitlichen Schwankungen heraus, ging die Erwerbslosenzahl um 4.000 zurück. Die Unterbeschäftigung, die zusätzlich zur Arbeitslosigkeit auch Veränderungen in der Arbeitsmarktpolitik und kurzfristige Arbeitsunfähigkeit beinhaltet, ist saisonbereinigt gegenüber Juni um 2.000 auf 3,45 Millionen Personen gesunken. Das waren 239.000 mehr als vor einem Jahr. Ohne die Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter hätte die Unterbeschäftigung nur um 88.000 über dem Vorjahreswert gelegen. Die Zahl der Erwerbstätigen blieb laut Statistischem Bundesamt saisonbereinigt unverändert im Vergleich zu Mai. Im Juni waren 45,94 Millionen Personen erwerbstätig. Das sind 313.000 Erwerbstätige mehr als im Juni 2022.

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Gedämpfte Einstellungspläne

Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg der saisonbereinigten Erwerbslosenzahl um 20.000 Personen gerechnet. Entsprechend positiv gaben sich Experten nach der Veröffentlichung. „Der Arbeitsmarkt zeigte sich bis zum Sommerbeginn gegenüber der Konjunkturschwäche weitgehend resistent“, konstatierte Fritzi Köhler-Geib. Die Chefvolkswirtin der Förderbank KfW verwies zudem auf die 772.00 von der BA gemeldeten offenen Stellen: „Das war der Konjunkturflaute zum Trotz einer der höchsten Stände der letzten 30 Jahre. Der Arbeitsmarkt ist also weiterhin stark von Fachkräftemangel geprägt.“

„Die stagnierende Wirtschaft hat die Einstellungspläne sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor gedämpft“, erklärte Carsten Brzeski, ING-Chefvolkswirt. Er geht zudem davon aus, dass Arbeitnehmer wieder mehr Wert auf Arbeitsplatzsicherheit als auf hohe Lohnzuwächse legen, je länger das Wachstum schwach bleibt. „Die aktuelle Welle von Lohnsteigerungen dürfte daher nur vorübergehend sein und eher eine Aufholjagd nach jahrelangem Kaufkraftverlust als eine Preis-Lohn-Spirale nach dem Lehrbuch darstellen.“

Weniger Arbeitslose in Eurozone

Der Arbeitsmarkt in der Eurozone zeigt sich hingegen trotz steigender Zinsen und schwächelnder Konjunktur stabil. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrte laut Eurostat im Juni bei 6,4%. Der Wert für Mai wurde von der Behörde von 6,5% auf nun 6,4% nach unten revidiert. Insgesamt waren im Euroraum 10,8 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet – 62.000 weniger als im Vormonat und 441.000 weniger als vor einem Jahr.

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