Außenhandel

Schwache Nachfrage aus China bremst deutsche Exporteure

Die deutschen Exporteure haben auch im Juni der schwachen Weltwirtschaft nur wenig entgegenzusetzen. Vor allem das starke Minus im Geschäft mit China lässt die Ausfuhren auf der Stelle treten. Die Gefahr einer erneuten Rezession steigt.

Schwache Nachfrage aus China bremst deutsche Exporteure

Flaues China-Geschäft bremst Exporte

Ausfuhren steigen um 0,1 Prozent – Außenhandelsbilanz weitet sich aus – Geldpolitik belastet

Die deutschen Exporteure haben auch im Juni der schwachen Weltwirtschaft nur wenig entgegenzusetzen. Vor allem das starke Minus im Geschäft mit China lässt die Ausfuhren auf der Stelle treten. Die Importe gaben stark nach, so dass der Außenhandelsüberschuss zulegt. Die Gefahr einer erneuten Rezession steigt.

ba Frankfurt

Die schwache Weltwirtschaft verdirbt den deutschen Exporteuren auch im Juni die Laune. Vor allem wegen des stark rückläufigen Geschäfts Richtung China hat es erneut nur zu einem schmalen Ausfuhrplus gereicht. Die Aussichten auf Besserung sind nicht allzu gut, wie die entsprechenden Unterindikatoren des Einkaufsmanagerindex oder die vom Ifo-Institut erfragten Exporterwartungen zeigen. Ökonomen prophezeien der deutschen Außenwirtschaft ein schwieriges zweites Halbjahr – und der Gesamtwirtschaft den Rückfall in die Rezession. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass die Exportzahlen nominal, also nicht um die immer noch hohe Inflation bereinigt sind, so dass Rückschlüsse auf die real gemessene Exportkomponente des Bruttoinlandsprodukts nicht vollumfänglich möglich sind.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) sind die Exporte im Juni kalender- und saisonbereinigt um 0,1% auf 131,3 Mrd. Euro gestiegen. Ökonomen hatten einen kräftigeren Zuwachs von 0,3% erwartet. Für Mai weist Destatis gleichfalls ein Plus von 0,1% aus, im April waren es aber noch 1,3%. Im ersten Halbjahr legten die Ausfuhren 3,5% auf 791,5 Mrd. Euro zu. Bei den Importe kam es zu einer heftigen Gegenbewegung: Hier gab es ein Minus von 3,4% im Monatsvergleich, nachdem sie im Mai um 1,4% zugelegt hatten. Der Außenhandelsbilanzüberschuss, für den Deutschland in der Vergangenheit vor allem von den USA oft heftig kritisiert worden war, hat sich daher im Juni kalender- und saisonbereinigt auf 18,7 Mrd. Euro ausgeweitet. Im Mai waren es noch 14,6 Mrd. Euro und im Juni 2022 6,4 Mrd. Euro. Im Jahresvergleich sanken die Exporte um 1,9% und die Importe um 11,6%.

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Keine Stütze

„Das erste Halbjahr endet äußert kraftlos für die deutsche Außenwirtschaft“ und auch für das zweite Halbjahr bleibe der Ausblick trübe, kommentierte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Auch Ökonomen sehen den Außenhandel auf der Stelle treten. „Die Exporte sind – wie die gesamte Wirtschaft – in eine Stagnation gefallen“, sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. „Dadurch ist der Außenhandel nicht mehr die widerstandsfähige Wachstumsstütze der deutschen Wirtschaft, die er einmal war – sondern eher eine Bremse.“ Die Exportnachfrage sei zu gering, weshalb weniger Produktion nachkomme und die Exportaussichten verhalten blieben, analysiert Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Der starke Importrückgang hübscht das Außenhandelsergebnis auf.“

Als Gründe für die schwächelnde Nachfrage benennt Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA,  die „lahmende weltwirtschaftliche Entwicklung, die erschwerten Finanzierungsbedingungen durch die weiter steigenden Zinsen der Europäischen Zentralbank sowie eine nur langsam sinkenden Inflation“. Dazu komme, dass bei den beiden wichtigsten Handelspartnern Deutschlands, China und die USA, die Konjunktur nur leicht angezogen habe. „Das Ende der Null-Covid-Politik in China hat bislang nicht das enorme Wachstum ausgelöst, das viele erwartet hatten.“ Die Exporte in die Volksrepublik China nahmen um 5,9% auf 8,2 Mrd. Euro ab. Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Volksrepublik zunehmend in der Lage ist, Güter selbst zu produzieren, die sie zuvor aus Deutschland bezogen hat, wie Brzeski betont. Gleichzeitig bleibe die Importabhängigkeit Deutschlands von China hoch, da die Energiewende ohne chinesische Rohstoffe oder Solarpaneele derzeit nicht möglich ist.

Die USA sind weiter Hauptdestination für Waren „Made in Germany“, auch wenn hier die Konjunktur wegen steigender Zinsen sowie des Haushaltsstreits lange geschwächelt hat: Laut Destatis nahmen die Exporte in die Vereinigten Staaten um 0,2% auf einen Wert von 12,7 Mrd. Euro ab. „Eine Trendwende erwarten die deutschen Exporteure trotz anziehender Konjunktur in China und den USA nicht“, mahnte Jandura. Auf die USA entfallen etwa 10% der gesamten deutschen Exporte, der Anteil Chinas ist von 8% vor der Corona-Pandemie auf 6% gefallen. Als einen der wenigen Lichtblicke für die deutschen Exporte bezeichnet Brzeski die mittel- und osteuropäischen Länder, die für mehr als 11% der Gesamtausfuhren stehen. So wurden in die gesamte EU Waren im Wert von 71,5 Mrd. Euro exportiert, das sind 1,3% mehr als im Vormonat. Dabei legten die Ausfuhren in die Euro-Länder um 1,8% zu, wohingegen in die EU-Länder außerhalb des gemeinsamen Währungsraums 0,1% weniger Waren ausgeführt wurden. Die Exporte nach Russland sanken infolge der Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs um 2,3% auf 0,7 Mrd. Euro.

Besserung nicht in Sicht

Wie mau die Aussichten der Exportwirtschaft sind, zeigt sich auch im entsprechenden Ifo-Barometer, das im Juli um 0,1 auf −6,0 Punkte gefallen ist. „Die Nachfrage aus dem Ausland entwickelt sich eher schwach“, konstatierte dazu Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. Hinweise, dass sich dies kurzfristig ändern könnte, gebe es „gegenwärtig kaum“. In der Industrie gebe es derzeit wenige Lichtblicke: „Die Mehrzahl der Branchen geht davon aus, dass die Exporte in den kommenden drei Monaten rückläufig sein werden.“

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