US-BIP

US-Wirtschaft verliert an Schwung

DIe US-Wirtschaft ist überraschend schwach ins neue Jahr gestartet. Obwohl die Verbrauchernachfrage robust blieb, litten die Unternehmensinvestitionen im ersten Quartal unter den stiegenden Zinsen. Unterdessen blieb der Inflationsdruck weiter relativ hoch.

US-Wirtschaft verliert an Schwung

US-Wirtschaft verliert an Schwung

Schwäche bei Lagerinvestitionen drückt Wachstum – Inflation verharrt auf hohem Niveau

Die US-Konjunktur hat sich im ersten Quartal überraschend abgeschwächt. Zwar blieb die Kauflaune der Verbraucher weitgehend intakt, doch die Investitionstätigkeit litt unter den steigenden Zinsen. Unterdessen dürfte der andauernde Inflationsdruck Garant für eine weitere Leitzinserhöhung durch die Fed sein.

det Washington

Die US-Wirtschaft hat im ersten Quartal des laufenden Jahres an Schwung verloren und einige Analysten in ihrer Sorge um eine mögliche Rezession bestätigt. Wie das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums berichtete, legte das annualisierte Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Zeitraum Januar bis März nur um 1,1% zu. Bankvolkswirte hatten im Schnitt eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 2,0% erwartet. 

Im Schlussquartal des Vorjahres war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufs Jahr hochgerechnet um 2,6% und im gesamten abgelaufenen Jahr um 2,1% gestiegen. Bei der Notenbank wird vor allem der PCE-Preisindex Beachtung finden, der um annualisierte 4,2% kletterte. Von Oktober bis Dezember letzten Jahres war ein Plus von 3,7% gemessen worden. Ökonomen hatten zum Jahresauftakt mit einem kaum veränderten Wert gerechnet. Gestützt wurde die Wirtschaft von der Kauflaune der Verbraucher, deren Konsumausgaben in den USA fast 70% des BIP ausmachen. Die Ausgaben stiegen dank eines kräftigen Schubs im Januar im ersten Quartal um 3,7%. Die kräftige Aufstockung der Sozialtransfers zu Jahresbeginn dürfte sich hier zeigen. Ende 2022 hatte das BEA ungeachtet des Weihnachtsgeschäfts eine Zunahme um nur 1,0% gemessen. Ausgaben für langlebige Güter, die im Schlussquartal zurückgegangen waren, schossen um 16,9% hoch. 

Positive Beiträge kamen auch von der Exportwirtschaft. Ausfuhren kletterten um 4,8%. Zuvor waren die Exporterlöse um 3,7% geschrumpft. Positiv schlugen auch die Staatsausgaben zu Buche, die um 4,7% anzogen. Negativ wirkten sich hingegen die Unternehmensinvestitionen aus, die unter den steigenden Zinsen litten. Die Inlandsinvestitionen, die Ende 2022 um 4,5% gestiegen waren, brachen um 12,5% ein. Insbesondere gingen die Lagerinvestitionen deutlich zurück. Einfuhren, die das BIP reduzieren, legten um 2,9% zu.

Weitere Zinserhöhung erwartet

Die Fed, deren Offenmarktausschuss (FOMC) kommenden Dienstag und Mittwoch tagen wird, achtet neben dem schwachen Wachstum insbesondere auf ihren bevorzugten Inflationsindikator, den PCE-Deflator. An der Gesamtrate gemessen stieg dieser im ersten Quartal um 4,2% und ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise um 4,9%. Im vorangegangenen Quartal hatte das BEA Werte von 3,7% und 4,4% ermittelt. 

Wie Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group feststellt, lässt sich das schwache Wachstum „vor allem auf den starken Rückgang der Lagerbestände zurückführen, die 2,3% vom BIP abzogen“. Sollten sich Unternehmen hingegen im zweiten Quartal entscheiden, die Lagerbestände wieder aufzufüllen, dann könnte hiervon ein Wachstumsschub kommen, glaubt Norland. Ein Risiko sieht er darin, dass die Staatsausgaben, die 0,8% zum Wachstum beisteuerten, in den kommenden Monaten wieder sinken, sollten das Weiße Haus und der Kongress außerstande sein, sich auf einen Kompromiss zur Anhebung der staatlichen Schuldengrenze zu einigen. 

Auch weist der Ökonom auf den PCE-Deflator hin, der die Markterwartungen übertraf. Das FedWatch Tool der CME Group geht mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass das FOMC kommende Woche das zehnte Mal in Folge die Zügel straffer ziehen wird. Erwartet wird eine Anhebung des Leitzinses um weitere 25 Basispunkte. Der Zielkorridor für die Federal Funds Rate würde dann bei 5,0 bis 5,25% liegen. 

Wie Bantleon-Ökonom Daniel Hartmann feststellt, stimmt die Abschwächung des BIP-Wachstums mit dem rückläufigen Trend bei den Frühindikatoren überein. Die realwirtschaftlichen Zahlen würden darauf hindeuten, „dass sich dieser Trend im laufenden Quartal weiter verstärken wird“. Insbesondere im zweiten Quartal sei mit einer „spürbaren Schrumpfung der Investitionsnachfrage zu rechnen“, so der Ökonom.