Schweizer Nationalbank holt Luft

Franken-Wächter betonen hohe Interventionsbereitschaft im Devisenmarkt

Schweizer Nationalbank holt Luft

dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank belässt den Leitzins unverändert bei – 0,75 %, obwohl sie ihre mittelfristige Inflationsprognose noch tiefer in den negativen Bereich verschoben hat. Für 2020 prognostiziert die SNB eine Teuerung von – 0,7 % und für 2021 von – 0,2 %. Dennoch sagte Thomas Jordan am Donnerstag auf der Pressekonferenz zur vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung: “Wir erfüllen unseren Auftrag vollumfänglich.”Noch im März hatte die Notenbank eine Rückkehr positiver Teuerungsraten für 2021 vorausgesagt. Aus dem Umstand, dass dies nun ein Jahr länger dauern wird, leitet Jordan keine Notwendigkeit für zusätzliche geldpolitische Maßnahmen ab. Man müsse sehen, welchen Schocks die Weltwirtschaft gerade ausgesetzt war, sagte er. Die Nationalbank müsse das größtmögliche Maß an Preisstabilität sicherstellen, ohne die ihr zur Verfügung stehenden Mittel über ein vernünftiges Maß hinaus zu strapazieren, sagte Jordan sinngemäß.In der Tat waren die Franken-Wächter in den ärgsten Zeiten der Pandemie nicht untätig geblieben. Das Institut kaufte in den Monaten März bis Mai für rund 50 Mrd. sfr Euro und Dollar, um eine allzu starke Aufwertung der eigenen Valuta zu verhindern. Die meisten Transaktionen dürften zwischen Mitte März und Ende April stattgefunden haben, als der Euro-Kurs um 1,05 sfr oszillierte. Die inzwischen von vielen Ländern gehegte Hoffnung, dass im zweiten Halbjahr eine konjunkturelle Erholung einsetzen wird, hat auch die Flucht der Investoren in den Franken deutlich gebremst und der Nationalbank die Gelegenheit gegeben, etwas Luft zu holen.Die Notenbank rechnet für die Schweiz für 2020 mit einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 6 %. Die Erholung habe bereits eingesetzt und sollte sich nun laufend beschleunigen. Allerdings geht die SNB nicht davon aus, dass das BIP des Jahres 2019 vor 2022 wieder erreicht werden kann. Erfolg mit Covid-19-KreditenBesonders aktiv zeigte sich die SNB auch bei der Verteilung der seit März angebotenen, staatlich garantierten Liquiditätshilfen für KMU. Die Geschäftsbanken können sich die zu vergebenden KMU-Kredite nämlich durch die Nationalbank refinanzieren lassen, und zwar zu einem Zinssatz von – 0,75 %. Damit stellt die SNB sicher, dass die Geschäftsbanken andere Kredite nicht zugunsten der Covid-19-Fazilität einschränken. Von den insgesamt zur Verfügung gestellten 40 Mrd. sfr wurden bislang rund 15 Mrd. sfr an Krediten zugesagt, wobei die Banken nicht alle diese Kredite tatsächlich ausbezahlt haben. Bei der Credit Suisse liegt die Auszahlungsrate zum Beispiel bei 30 %, bei der UBS bei 48 %, wie die beiden Institute auf Anfrage mitteilten. Und von diesen 15 Mrd. sfr ließen sich die Banken bislang 10 Mrd. sfr von der Nationalbank refinanzieren. Dieser Wert deutet darauf hin, dass die erwünschte Ausdehnung des Kreditangebotes in der Schweizer Wirtschaft gelungen ist.In dem zeitgleich mit dem Zinsentscheid veröffentlichten jährlichen Bericht zur Finanzstabilität stellt die SNB den beiden Großbanken ein etwas besseres Zeugnis als den Inlandsbanken aus. Credit Suisse und UBS seien durch die Verstärkung der Kapitalpuffer seit der Finanzkrise und dank der verbesserten Profitabilität “gut aufgestellt, um die Herausforderungen des aktuell schwierigen Umfeldes zu meistern”, sagte SNB-Vizepräsident Fritz Zurbrügg auch mit Blick auf ein Szenario, das keine schnelle Konjunkturerholung voraussieht. Den stark auf das margenschwache inländische Hypothekengeschäft ausgerichteten Inlandsbanken diagnostizierte Zurbrügg dagegen ein schon jetzt tiefes Profitabilitätsniveau, das verschiedene Banken im Zug der Krise in die Verlustzone abrutschen lassen könnte.