Lange Vorgeschichte

Scope erhält als erste EU-Ratingagentur Zulassung der EZB

Die EZB wird künftig auch Kreditbewertungen der Ratingagentur Scope in ihren Sicherheitengeschäften verwenden. Für das Unternehmen ist das ein Meilenstein. Aber es kann auch für Europa ein wichtiger Schritt sein.

Scope erhält als erste EU-Ratingagentur Zulassung der EZB

Scope Ratings erhält als erste
EU-Agentur das EZB-Siegel

Notenbank lässt Berliner Unternehmen als Bonitätsbewerter zu – Mehr Konkurrenz

Nach jahrelangem Bemühen hat die in Berlin ansässige Ratingagentur Scope Ratings als erste europäische Agentur die Zulassung der Europäischen Zentralbank (EZB) erhalten. Die EZB teilte am Freitag mit, dass Scope in den kleinen Kreis jener Bonitätsbewerter aufgenommen werde, dessen Urteile bei den Refinanzierungsgeschäften der Notenbank berücksichtigt werden. Scope-Chef Florian Schoeller bedankte sich am Freitag für das Vertrauen und sprach von einer „großen Verantwortung“.

Die Entscheidung ist für das 2011 gegründete Unternehmen ein Meilenstein. Die Zulassung durch die EZB gibt Scope ein ganz anderes Standing, was sich positiv auf die Geschäfte auswirken dürfte. Zugleich kann sie aber auch ein wesentlicher Schritt hin zu einer größeren Unabhängigkeit Europas von den drei großen US-Agenturen S&P, Moody’s und Fitch sein. Vor allem in der Finanz- und Eurokrise waren diese stark in die Kritik geraten. Zeitweise war sogar der Aufbau einer EU-Ratingagentur diskutiert worden. Beschwerden gibt es zudem darüber, dass das starke Oligopol zu höheren Gebühren führe.

ABS-Papiere ausgenommen

Die EZB akzeptiert nun künftig die Bonitätseinstufungen von Scope für Wertpapiere, die Teil der Kreditgeschäfte der Notenbank sind. Dieser Entscheidung sei eine "gründliche Prüfung" vorausgegangen, bei der auch die EU-Wertpapieraufsicht ESMA beteiligt gewesen sei. Ausnahme sind laut EZB forderungsbesicherte Scheine, sogenannte ABS-Papiere. Die ABS-Bewertungen von Scope erfüllten derzeit nicht die Zulassungsvoraussetzungen. Die Integration in die entsprechende Infrastruktur werde einige Monate dauern, so die EZB. Das "Go-live" werde dann zu gegebener Zeit auf der EZB-Homepage verkündet.

Die Bewertungen der Ratingagenturen sind insbesondere mit ausschlaggebend dafür, welche Wertpapiere die Banken bei geldpolitischen Geschäften einreichen können, um im Gegenzug Zentralbankgeld zu erhalten. Allerdings gibt es auch Kritiker, die grundsätzlich der Auffassung sind, dass sich die EZB nicht allzu sehr abhängig von externen Ratinganbietern machen sollte. Neben den drei US-Agenturen akzeptiert die EZB bislang auch Bewertungen der kanadischen Agentur DBRS.

"Ich bin überzeugt, dass Europa eine starke nationale Kapitalmarktinfrastruktur braucht, um seine Unabhängigkeit und Souveränität zu unterstützen. Die Anerkennung von Scope Ratings durch die EZB kann eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Europäischen Kapitalmarktunion spielen", sagte Scope-CEO Schoeller am Donnerstag.

ms Frankfurt
Bericht Seite 7
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