CHINA

Semiböse Währungsbuben

Der halbjährlich dem amerikanischen Kongress vorzulegende Währungsbericht des US-Finanzministerium wäre jedes Mal wieder ein echter Gähner, gäbe es da nicht die China-Frage. Muss man von amerikanischer Seite das Reich der Mitte als...

Semiböse Währungsbuben

Der halbjährlich dem amerikanischen Kongress vorzulegende Währungsbericht des US-Finanzministerium wäre jedes Mal wieder ein echter Gähner, gäbe es da nicht die China-Frage. Muss man von amerikanischer Seite das Reich der Mitte als “Währungsmanipulator” brandmarken und daran einen Rattenschwanz Handelssanktionen knüpfen? Man muss anscheinend nicht. Die Treasury begnügt sich auch diesmal damit, China eine signifikante Unterbewertung des Yuan vorzuhalten und auf den Manipulatorstatus zu verzichten.Diese pragmatische Haltung stößt im politischen Rund der USA auf jede Menge Buhrufe. Zuletzt hatte es sich der gescheiterte Präsidentschaftskandidat Mitt Romney auf die Wahlkampffahnen geschrieben, China am Tag 1 seiner Präsidentschaft für Währungsmanipulation zur Rechenschaft zu ziehen. Auf der Seite der Demokraten wiederum wettert der einflussreiche Senator Charles Schumer über die verpasste Chance für ein handelspolitisches Level Playing Field zu sorgen – dies wohlgemerkt an einem Tag, an dem der Yuan nach seit September strammer Aufwertungsbewegung auf Rekordhoch zum Dollar stand.Es gibt gute Gründe, die dagegensprechen, China für seine Wechselkurspolitik zum ganz bösen Buben zu stempeln. Die Sichtweise Pekings, dass der Yuan im Zuge einer Flexibilisierung des Wechselkursregimes in diesem Frühjahr stärker marktgetrieben tendiert und sich dabei nahe an einem Gleichgewichtsniveau zum Dollar befinden dürfte, wird mittlerweile vom Gros der neutral gestimmter Währungsexperten geteilt.Selbst beim Internationalen Währungsfonds (IWF) hat man die Rhetorik bezüglich des jahrelang angemahnten Aufwertungsbedarfs der chinesischen Devise stark gezügelt. Dazu passt auch die Gegenprobe, nämlich der auch in diesem Jahr stete Rückgang der zum Bruttoinlandsprodukt ins Verhältnis gesetzten chinesischen Handelsbilanzüberschüsse.Die chinesische Zentralbank hat sich den bezeichnenderweise zuletzt vor allem von der extremen Lockerungspolitik der Federal Reserve – Stichwort “QE 3” – ausgelösten kurzfristigen Kapitalflüssen Richtung China nur sehr verhalten entgegengestemmt und den Yuan überraschend deutlich nach oben gehen lassen. Wenn das bösartige Wechselkursmanipulation seitens der People’s Bank of China ist, als was müsste man dann die Schweizerische Nationalbank mit ihrer knallharten Verteidigungslinie gegen eine Aufwertung des Franken bezeichnen?