So wenig Existenzgründungen wie nie zuvor

KfW-Umfrage: Arbeitsmarkt-Boom bremst Gründer

So wenig Existenzgründungen wie nie zuvor

jw Frankfurt – Die Zahl der Gründer in Deutschland ist 2016 weiter zurückgegangen. Laut dem KfW-Gründungsmonitor sank sie im Vergleich zum Vorjahr um 91 000 auf 672 000 und erreichte so den tiefsten Stand seit Erhebung der Umfrage im Jahr 2000. Die KfW sieht die Gründe für den Rückgang in der Gründungstätigkeit vor allem im brummenden Arbeitsmarkt. Dieser mindere die Zahl von Notgründern, die mangels besserer Alternativen den Schritt in die Selbständigkeit wagten.”Bei einer hohen Anzahl offener Stellen sind die Opportunitätskosten einer Neugründung höher”, sagt KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Bessere Jobchancen überwögen die Risiken einer Gründung. Auch bei den Chancengründern, Menschen, die sich große Chancen auf unternehmerischen Erfolg ausrechneten, nahmen die Gründungen 2016 ab. Das Verhältnis Notgründer zu Chancengründer war allerdings noch nie so hoch wie 2016, was für eine Verbesserung der Qualität der Neugründungen spricht.Bei den Neugründern ist der Dienstleistungsbereich nach wie der beliebteste Sektor, gefolgt vom Handel und dem produzierenden Gewerbe. Regional gesehen gab es 2016 die meisten Gründer je 10 000 Erwerbsfähige in Hamburg, gefolgt von dem früheren Spitzenreiter Berlin und dem Land Hessen. Dies liege vor allem an den Netzwerkeffekten in Ballungsgebieten, so Zeuner. Der Trend gehe außerdem von einer regionalen zu einer überregionalen Ausrichtung der Unternehmen. Jeder sechste Gründer, besonders die innovativer und digitaler Unternehmen, sei wachstumsorientiert. Aufgrund des Wachstumsbedarfs und der internationalen Ausrichtung vieler Gründer nahm auch die Nachfrage nach größeren Finanzierungen (über 25 000 Euro) 2016 weiter zu.Die KfW erwartet, dass der Abwärtstrend der Existenzgründungen 2017 enden wird. Ein nachlassender Druck am Arbeitsmarkt und eine gute Konjunkturlage könnten wieder mehr Menschen dazu bringen, ihre Geschäftsidee umzusetzen. Trotzdem müsse man Firmengründer gezielter zur Selbständigkeit ermuntern, so Zeuner. So könne man vermehrt die Gründungsneigung ins Bildungssystem integrieren und Kooperationen zwischen Unternehmen und Gründern intensiver fördern.