Sorgen um die Wirtschaft nehmen zu

Konjunkturtableau zeigt geringe Prognosesenkung für Deutschland - Industrie verliert an Schwung

Sorgen um die Wirtschaft nehmen zu

Die Sorgen um die weiteren konjunkturellen Entwicklungen nehmen zu – enttäuschend ausgefallene Konjunkturdaten und die anhaltenden (politischen) Unsicherheiten haben zu zahlreichen Prognosesenkungen geführt. Dies zeigt sich in abgeschwächter Form auch im aktuellen Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung.ba Frankfurt – Im dritten Quartal hat sich das Wirtschaftswachstum sowohl im Euroraum als auch in seiner größten Volkswirtschaft spürbar abgekühlt. Auch wenn dafür in den einzelnen Ländern eine Reihe an temporären Sonderfaktoren ursächlich war, befeuert dies die Sorgen, wie es mit der konjunkturellen Entwicklung im gemeinsamen Währungsraum als Ganzes, aber auch in den einzelnen Ländern weitergeht.Insbesondere die Industrie, 2017 noch eine der Wachstumsstützen, hat im laufenden Jahr deutlich an Schwung verloren. Seit dem Jahreswechsel haben die Stimmungsindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes, das von der EU-Kommission ermittelte Industrieklima und für die deutsche Wirtschaft das Ifo-Geschäftsklima stark nachgegeben. Ökonomen erwarten, dass der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum, den IHS Markit am heutigen Freitag veröffentlicht, erneut zurückgehen wird. Im Schnitt liegt die Prognose für November bei 51,7 Punkten nach 52,0 Zählern im Oktober. Für die Dienstleister wird ein Rückgang um 0,2 auf 53,5 Punkte erwartet. Politik belastetDämpfend wirken sich mit Blick auf die Industrie vor allem die politischen Unsicherheiten aus – allen voran die von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreitigkeiten, die schwierigen Brexit-Verhandlungen mit der Frage, ob die bislang erzielten Vereinbarungen von den einzelnen Parlamenten auch so durchgewunken werden sowie die Budgetdiskussion in Italien bzw. zwischen Rom und Brüssel. Zudem drückt die rückläufige Nachfrage, insbesondere aus dem Ausland wegen der sich abkühlenden Weltkonjunktur, auf die Unternehmensstimmung.Belastend wirkt sich aber auch der Produktionsrückgang der deutschen Automobilindustrie infolge der Umstellungsprobleme auf die strengeren neuen Abgasprüfverfahren WLTP aus – dieser schlägt auch auf die Daten der Eurozone durch. Allerdings erwarten Ökonomen weitere Nachholeffekte in den kommenden Monaten. Noch nicht ganz ausgestanden ist die Sorge vor den weiter im Raum stehenden US-Importzölle in Höhe von 20 % auf europäische Pkw. In der Summe deuten sowohl die anhaltenden Risiken als auch die Stimmungsindikatoren und harten Daten aus der Industrie darauf hin, dass die Impulse in den kommenden Monaten für das Wirtschaftswachstum im Euroraum und auch in den einzelnen Ländern nur gering sein werden. Wachstumsszenario intaktDas Wachstumsszenario sehen Experten weiterhin intakt, allerdings sind sie etwas pessimistischer als zu Jahresbeginn. Davon zeugen die zuletzt reihenweise gesenkten Wachstumsprognosen. Erst am Mittwoch hat die Industrieländerorganisation OECD die Voraussagen für Deutschland für 2018 und 2019 auf je +1,6 % von zuvor +1,9 % bzw. +1,8 % gekappt. Die Wirtschaftsweisen erwarten ähnliches – 2018 sollen es +1,6 % und 2019 dann +1,5 % sein, zuvor lagen die Erwartungen bei +2,3 % und +1,8 %. Etwas optimistischer ist noch der Internationale Währungsfonds (IWF), der die Prognose auf je +1,9 % von je +2,5 % heruntergeschraubt hat. Das aktuelle Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung zeigt dagegen nur eine leichte Prognosesenkung für 2019 um 0,1 Punkte auf +1,7 % (siehe Tabelle). Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sammelt für das Konjunkturtableau jeden Monat die veröffentlichten Prognosen von Banken, Institutionen sowie staatlichen Einrichtungen und bestimmt daraus den Medianwert.Die geringe Korrektur der Prognosen liegt laut ZEW-Experten Michael Schröder “wahrscheinlich daran, dass die Vorhersagen schon vorher allmählich angepasst wurden”. Denn die quartalsweisen Werte des realen Bruttoinlandprodukts können durch die schon vorher bekannten Verläufe monatlicher Zeitreihen wie Industrieproduktion und Exporten sowie vorlaufender Indikatoren wie Auftragseingänge, die ZEW-Konjunkturerwartungen oder das Ifo-Geschäftsklima relativ gut approximiert werden. Die allmähliche Anpassung zeige sich Schröder zufolge gut an einem Vergleich mit den BIP-Prognosen vom Jahresanfang: Die 2,3 % für 2018 wurden seither um 0,5 Punkte und die 1,9 % für 2019 um 0,2 Punkte nach unten korrigiert.