Sorgen vor Zerfall der Eurozone gehen zurück

Sentix-Break-up-Index zeigt "oberflächliche Entspannung" an - Anleger sorgen sich um Italiens Banken

Sorgen vor Zerfall der Eurozone gehen zurück

ba Frankfurt – Nachdem sich die erste Aufregung um das überraschende Brexit-Votum gelegt hat, treten nun wieder die Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung und den Zustand der italienischen Banken in den Vordergrund. “Ausgehend von einer gesunkenen Risikowahrnehmung für die Euro-Peripherie” schätzen die gut 900 monatlich vom Analysehaus Sentix befragten Anleger das Risiko für ein Auseinanderbrechen der Eurozone geringer ein als noch in den beiden Vormonaten. Der Euro Break-up Index (EBI) ist um 4,6 auf 15,7 Punkte gefallen und notiert damit wieder deutlich unterhalb der Marke von 20 Zählern – Werte oberhalb korrelierten seit Ausbruch der Eurokrise auffallend häufig mit Krisennachrichten bzw. -gipfeln.”Die Situation in Euroland entspannt sich wieder, zumindest oberflächlich”, resümiert Sentix-Analyst Julien Müller das Umfrageergebnis. Positiv sei vor allem Griechenland aufgefallen, dessen Länderscore auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren zurückgegangen ist. Die griechische Wirtschaft ist mit einem Plus von 0,2 (Erstschätzung: 0,3) % im zweiten Quartal wieder auf leichtem Wachstumskurs, nachdem sie zu Jahresbeginn um 0,2 % geschrumpft war.”Die Sorgen nach dem überraschenden Brexit-Votum sind damit fast vollständig zerstreut”, sagte Müller. Allerdings sei eine “nachhaltige” Erholung der Situation in Euroland noch ein Stück entfernt, da der Index des Ansteckungsrisikos weiter erhebliches Gefahrenpotenzial andeute. Beim Vergleich der Risikoscores der einzelnen Länder ergebe sich, dass “die Lage der Banken in Italien von den Anlegern weiterhin als sehr bedrohlich empfunden wird”. Dies zeige sich auch an den Länderindizes von Griechenland und Italien, deren Abstand noch nie so gering war wie im August. Zudem lasten die politische Unsicherheit und die Folgen des jüngsten Erdbebens auf Italiens Wirtschaft. So ist das Geschäftsklima im August auf den tiefsten Stand seit Februar 2015 gefallen und auch das Verbrauchervertrauen hat stärker als erwartet nachgegeben. Trotz ultralockerer Geldpolitik und Quantitative Easing werde die konjunkturelle Lage seit dem zweiten Halbjahr 2015 schwächer bewertet – invers dazu steige das wahrgenommene Ausbreitungsrisiko der Eurokrise, warnt Sentix vor “Sprengstoff auch auf makroökonomischer Ebene”.