Spanien tastet sich an Lockerungen heran

Fahrplan aus der Krise ohne feste Zeitangaben

Spanien tastet sich an Lockerungen heran

ths Madrid – Die spanische Regierung hat den Fahrplan zur Rückkehr in die “neue Normalität” festgelegt, die im besten Fall Ende Juni erreicht werden kann. Dieser Weg werde schrittweise und regional unterschiedlich in vier Phasen beschritten, erklärte Ministerpräsident Pedro Sánchez am Dienstag im Anschluss an die wöchentliche Kabinettssitzung.Im Gegensatz zu Ländern wie Frankreich machte die spanische Regierung keine Zeitangaben, da man zunächst die Folgen jedes Schritts hin zur Lockerung abwarten wolle. “Es bringt nichts, konkrete Daten zu nennen, denn die sind vielleicht nicht zu erfüllen”, rechtfertigte Sánchez. Spanien ist zusammen mit Italien von der Coronaviruskrise in Europa am stärksten betroffen.Die erste der vier Phasen der Lockerung hat demnach bereits begonnen. Seit Sonntag dürfen Kleinkinder wieder in Begleitung eines Erziehungsberechtigten für eine Stunde vor die Tür, sechs Wochen nach Verhängung der Ausgangssperre. Ab kommenden Samstag kann dann die gesamte Bevölkerung zu Spaziergängen und Sport ins Freie. Bislang darf die Bevölkerung in Spanien nur zum Einkaufen oder für den Besuch beim Arzt oder bei der Bank das Haus verlassen.Die Regierung, die unter dem Alarmzustand die zentrale Steuerung der Krise ausübt, will die Lockerungen regional unterschiedlich angehen. Denn nicht überall im Land ist die Pandemie so verbreitet wie in Madrid oder Barcelona. So werden die kleinen Inseln Formentera, El Hierro und La Graciosa nächsten Montag als Erste in den Genuss der nächsten Phase kommen. Die sieht die Öffnung kleiner Geschäfte sowie Hotels vor. In der Gastronomie dürfen Terrassen öffnen, jedoch nur mit einem Drittel der verfügbaren Plätze.Sánchez sorgt sich besonders um die Tourismusbranche, den wichtigsten Wirtschaftszweig, der rund 12 % des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Demnach können in der dritten Phase auch andere Lokale der Gastronomie unter strengen Auflagen wieder aufmachen, ebenso wie Theater oder kleine Konzertsäle. Veranstaltungen im Freien werden für 400 Sitzplätze erlaubt sein. Die Schulen sollen dagegen erst zum neuen Schuljahr im September wieder ihre Türen öffnen.Die Maßstäbe für die Lockerungen, die regional unterschiedlich beginnen werden, sind der Verlauf der Pandemie und die Situation der jeweiligen örtlichen Gesundheitseinrichtungen. “Wir werden nicht alle mit derselben Geschwindigkeit voranschreiten, aber mit denselben Regeln”, sagte der Regierungschef.Die Arbeitslosigkeit ist durch die Pandemie auch in Spanien sprunghaft gestiegen. Die vierteljährliche Erhebung EPA ergab am Dienstag einen Verlust von 285 000 Arbeitsplätzen in den ersten drei Monaten des Jahres. Hinzuzurechnen sind jedoch 580 000 Personen, die in Kurzarbeit geschickt worden sind. Diese Daten beziehen sich auf die zweite Hälfte des März nach Verhängung des Alarmzustandes.