HANDELSKONFLIKT

Spiel mit dem Feuer

Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat ein höchst brisantes Stadium erreicht, in dem man sich nun fragen muss: Was geschieht als Nächstes? Unabhängig von dem zwischen Akademikern tobenden Streit, welche gesamtwirtschaftlichen Folgen der...

Spiel mit dem Feuer

Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat ein höchst brisantes Stadium erreicht, in dem man sich nun fragen muss: Was geschieht als Nächstes? Unabhängig von dem zwischen Akademikern tobenden Streit, welche gesamtwirtschaftlichen Folgen der Konflikt entfalten wird, befürchten einige, dass sich Peking für die “Nuklearoption” entscheiden wird, nämlich das Abstoßen amerikanischer Staatsanleihen. Zwar ist die Idee derzeit noch eine rein theoretische Alternative. Angesichts der Schärfe, mit welcher die Schlacht ausgefochten wird, ist die Umsetzung aber vielleicht gar nicht mal in weiter Ferne. Käme es dazu, wären die Folgen verheerend. Für beide Volkswirtschaften.China hält derzeit über 1,1 Bill. Dollar an US-Treasuries und ist damit der größte ausländische Gläubiger der USA. Knapp dahinter liegt Japan, und die beiden asiatischen Wirtschaftsmächte machen zusammen mehr als ein Drittel der US-Verpflichtungen gegenüber anderen Staaten aus.Was spricht also angesichts des Unvermögens beider Regierungen, mit umfassenden Zöllen die Gegenseite in die Knie zu zwingen, dagegen, dass China nun die ultimative Trumpfkarte ausspielt und massenweise amerikanische Staatsanleihen verkauft? Während des vergangenen Jahres hat das Reich der Mitte den Anteil der Treasuries am eigenen Portfolio bereits zurückgefahren. Zudem bestätigen Regierungskreise in Washington, dass Peking jetzt erstmals offen mit der Möglichkeit kokettiert, auf diesem Wege Trump vorzuführen und im Gegenzug ihm Zugeständnisse zu entlocken. Dagegen spricht, dass China wohl mehr zu verlieren hätte. Sinken die Anleihekurse durch die Verkäufe, würde China auf den verbliebenen Positionen an Treasuries im Portfolio wohl Verluste ausweisen. Und wird durch einen möglichen Konjunktureinbruch in den USA der Dollar geschwächt, dürfte dies auch die chinesische Exportwirtschaft bremsen. Turbulenzen an den Märkten würden beiden Ländern schaden. Dabei könnten mittelfristig US-Exporteure sogar profitieren, wenn der Greenback an Boden verliert. Derzeit alles noch Szenarien, die aber offenbar in den laufenden Gesprächen schon eine Rolle spielen. Wenn man zudem die Unvorhersehbarkeit des US-Präsidenten ins Kalkül zieht, dann ist nichts mehr sicher. Wer weiß, mit welcher neuen Provokation er die chinesische Regierung zur Weißglut bringen und zu einer Maßnahme provozieren könnte, die Analysten als selbstzerstörerisch bezeichnen? Womöglich helfen nur kühle Köpfe in Peking, die sich von den Anwandlungen des US-Präsidenten nicht aus der Reserve locken lassen.