Staatsgeld für Start-ups

Neuer Tech-Growth-Fund soll Unternehmen Fremd- und Eigenkapital bringen

Staatsgeld für Start-ups

Mit einem neuen Fonds für Wagniskapital will die Bundesregierung die Finanzierung in fortgeschrittenen Wachstumsphasen verbessern. Das von Schwarz-Rot angekündigte Venture-Capital-Gesetz lässt indessen weiter auf sich warten.wf/ge Berlin – Bundesfinanzministerium und Bundeswirtschaftsministerium wollen mit einem neuen “Tech-Growth-Fund” großvolumige Anschlussfinanzierungen in der dritten, der fortgeschrittenen Wachstumsphase unterstützen. Das staatliche Förderinstitut KfW werde 10 Mrd. Euro bereitstellen, sagte eine Sprecherin von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) vor der Presse in Berlin. Der Fonds sei auf zehn Jahre ausgelegt.Mobilisiert werden sollen Gelder von privaten Investoren. Demnach sollen die Fondsmittel in dem Maße als zinsverbilligte Kredite vergeben werden, wie privates Kapital von Investoren bereitgestellt wird, berichteten am Wochenende verschiedene Medien. Für junge Unternehmen könnte damit Fremd- und Eigenkapital von insgesamt 20 Mrd. Euro generiert werden. Aus den Ministerien hieß es, die Ausgestaltung der Anreize sei noch in der Diskussion zwischen den Häusern und der KfW. Mit der EU-Kommission würden derzeit beihilferechtliche Fragen geklärt. Fest steht der Sprecherin des Bundesfinanzministeriums zufolge, dass der Bund für etwaige Kreditausfälle haftet. Einkalkuliert seien für den Bundeshaushalt schlimmstenfalls rund 200 Mill. Euro jährlich.Der neue Fonds ist eine von zahlreichen Einzelmaßnahmen der Regierung zur Förderung von Wagniskapital. Für die Gründungsphase gibt es derzeit fünf verschiedene Instrumente, für die Wachstumsphase sieben Instrumente. Die wichtigsten Programme aus Sicht des Wirtschaftsministeriums sind: Exist, Invest, der High-Tech-Gründerfonds sowie der European-Angels-Fund. Zuletzt hatte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) im März zwei neue Instrumente zur Wachstumsfinanzierung mit dem Europäischen Investitionsfonds (EIF) und der KfW gestartet: Den Coparion-Fonds mit einem Volumen von 225 Mill. Euro von Ministerium und KfW für Unternehmen in der Start-up- und frühen Wachstumsphase sowie die neue Wachstumsfazilität – vom ERP-Sondervermögen und dem sogenannten Juncker-Fonds EIF – von 500 Mill. Euro. Letzterer zielt laut Wirtschaftsministerium erstmals genau auf die Wachstumsphase von deutschen Unternehmen und soll großvolumiges Wachstum ermöglichen. Das im schwarz-roten Koalitionsvertrag für diese Legislaturperiode angekündigte eigenständige Venture-Capital-Gesetz – unter anderem zur Verbesserung der “Tätigkeit von Wagniskapitalgebern” – ist indessen bislang nicht verwirklicht.In der Wagniskapitalbranche stießen die jüngsten Pläne in der Bundesregierung zum Tech-Growth-Fund auf zurückhaltende bis freudige Reaktionen. Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Venture-Capital-Verbandes BVK, blieb verhalten. Der deutsche Venture-Capital-Markt sei noch recht klein, verglichen mit den USA oder Israel, und müsse noch deutlich wachsen, erklärte Hinrichs. “Wir begrüßen daher jede Marktbelebung und halten das Tech-Growth-Fund-Modell für diskussionswürdig”, konstatierte sie. “Jedoch muss auch berücksichtigt werden, dass der Staat nicht der bessere Unternehmer ist und hier der zweite Schritt vor dem ersten gemacht wird.” Vorrangig hält der BVK “eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Venture Capital” hierzulande für nötig, um privates Kapital zu beflügeln. Ruf nach SteueranreizenFür den Vorsitzenden des Bundesverbandes Deutsche Start-ups, Florian Nöll, würde die Bundesregierung mit dem Tech-Growth-Fund “das größte Programm zur Start-up-Förderung in Deutschland schaffen” und ihr finanzielles Engagement auf einen Schlag vervielfachen. “Das begrüßen wir sehr, auch weil diese Maßnahme geeignet ist, unseren Finanzierungsrückstand zu den USA und China erstmalig zu reduzieren.” Die KfW sei in der Lage, effiziente und bürokratiearme Instrumente in der Gründungsfinanzierung zu schaffen. Zugleich ermutigte Nöll die Regierung, den Fonds mit steuerlichen und regulatorischen Anreizen für private Investoren zu begleiten. Nur so ließe sich privates Kapital mobilisieren, damit die 10 Mrd. Euro aus dem Fonds zu den Start-ups gelangten.