ExklusivKonjunkturtableau

Stagnation gilt als gesetzt

Die Konjunkturskepsis greift immer weiter um sich. Im Konjunkturtableau von Börsen-Zeitung und ZEW gibt es allerdings nur marginale Prognoseänderungen. Fortschritte werden hingegen bei der Inflationsentwicklung konstatiert. Ähnliches lässt sich auch im Monatsbericht September der Bundesbank nachlesen.

Stagnation gilt als gesetzt

Stagnation gilt als gesetzt

Wachstumsprognose im Konjunkturtableau für 2024 leicht gesenkt − Bundesbank zeigt sich im Monatsbericht skeptisch

Die Konjunkturskepsis greift immer weiter um sich. Im Konjunkturtableau von Börsen-Zeitung und ZEW gibt es allerdings nur marginale Prognose­änderungen. Fortschritte werden hingegen bei der Inflationsentwicklung konstatiert. Ähnliches lässt sich auch im Monatsbericht September der Bundesbank nachlesen.

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Die derzeit reihenweise mau ausfallenden Konjunkturindikatoren lassen fast nur einen Schluss zu: Die deutsche Wirtschaft wird dieses Jahr stagnieren. Auch wenn sich die Experten noch nicht ganz einig sind, wie die erhöhte Prognosespannweite im aktuellen Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des ZEW zeigt. Die Medianprognose für das Wirtschaftswachstum wurde jedenfalls gesenkt. Auch die Bundesbank äußert sich in ihrem Monatsbericht skeptisch.

Eine Rezession „im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung ist derzeit aber nicht zu erwarten“, schreiben die Bundesbank-Ökonomen. Aus heutiger Sicht könne das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal aber stagnieren oder erneut etwas zurückgehen. Im Frühjahr war das BIP vor allem wegen der rückläufigen Anlageinvestitionen um 0,1% geschrumpft, nachdem es zum Jahresstart noch um 0,2% zugelegt hatte.

Die erhöhte wirtschaftspolitische Unsicherheit und die gestiegenen Finanzierungskosten belasten die Investitionstätigkeit der Unternehmen, heißt es bei der Bundesbank weiter. Die leichten Erholungstendenzen bei den Neuaufträgen aus dem Ausland vermögen bislang nicht, den Auftragsmangel in der Industrie insgesamt zu mildern. Und „trotz günstiger Voraussetzungen – die Tariflöhne steigen stark, und die Aussichten am Arbeitsmarkt sind immer noch relativ stabil – kommt der private Konsum weiterhin nicht in Schwung“, heißt es mit Blick auf die Verbraucher, die als Wachstumsstütze in den Prognosen fest eingeplant sind. Allerdings sei derzeit sehr unsicher, wie sich der private Konsum und die Dienstleister entwickeln: „Die saisonbereinigten Umsätze im Handel und Dienstleistungsbereich liegen anders als üblich noch nicht einmal für das komplette zweite Quartal vor“, betont die Bundesbank. Ende Juni 2024 hatte Destatis die Veröffentlichung „wegen IT-Problemen bei einer umfangreichen Umstellung der Statistiken zur Erfüllung neuer Datenanforderungen der EU“ ausgesetzt. Sie soll nun sukzessive wieder aufgenommen werden.

Passend zu den negativen Signalen aus der Realwirtschaft beobachtet ZEW-Experte Alexander Glas einen gestiegenen Pessimismus bezüglich der kurzfristigen Wachstumserwartungen. Die Experten haben die BIP-Voraussage für um 0,1 Prozentpunkte auf 0,1% gesenkt. „Somit wird für das aktuelle Jahr de facto eine wirtschaftliche Stagnation in Deutschland erwartet“, sagt Glas. Die Spannweite der individuellen Wachstumserwartungen legte um 0,4 auf 1,9 Prozentpunkte zu. Für 2025 stehen zwar unverändert die +1,0%, die Spannweite sank allerdings um 0,2 auf 1,4 Prozentpunkte. „Zu beachten ist bei der Interpretation dieser Zahlen insbesondere, dass unter den Experten eine höhere Einigkeit über das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr herrscht als für das aktuelle Jahr“, betonte Glas.

Positive Nachrichten macht Glas bei der Entwicklung der Inflation aus. Sowohl in Deutschland als auch im Euroraum liegen Inflationsraten im August mit 1,9% bzw. 2,2% um 0,4 Prozentpunkte unter den Juli-Werten. Damit unterschreitet die Teuerungsrate hierzulande erstmals seit Längerem wieder das Inflationsziel der EZB von 2%. „Die deutlichen Verschiebungen der tatsächlichen Inflationsraten schlagen sich allerdings zumindest vorerst noch nicht in der Inflationserwartung der Experten nieder“, sagt Glas mit Blick auf die unveränderte Prognose von je 2,4%. Für 2025 erwarten die Experten sowohl für Deutschland als auch das Eurogebiet eine Teuerungsrate von 2,2%.

„Passend zu den unveränderten Inflationserwartungen gibt es auch bei den kurzfristigen Zinserwartungen nur geringfügige Verschiebungen“, ordnet Glas die Rücknahme der Erwartungen an die kurzfristigen Zinsen auf Sicht von drei Monaten um 0,1 Prozentpunkte auf 3,6 Punkte ein. Dies und die um 0,5 auf 1,4 Prozentpunkte gestiegene Spannweite der Zinserwartungen „passen zu der unklaren Kommunikation der EZB bezüglich weiterer Zinssenkungen im aktuellen Jahr“. Die Zinserwartung für 2025 liegt hingegen unverändert bei 2,8 Punkten. „Für das kommende Jahr werden somit weiter mehrere Zinsschritte prognostiziert.“

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