Stagnation in Italien untergräbt Roms Finanzplan

Regierung will Wachstum ankurbeln

Stagnation in Italien untergräbt Roms Finanzplan

tkb Mailand – Die gesamtwirtschaftliche Stagnation im zweiten Quartal kommt Italien teuer zu stehen. Es stellt nicht nur die Staatsfinanzen bzw. das Defizitziel von 1,8 % der Wirtschaftsleistung in Frage. Auch sollte die anteilsmäßige Gesamtverschuldung erstmals nach Jahren rückläufig sein. Dies ist nach der Rekordverschuldung von 2 248 Mrd. Euro im Juni 2016 mehr als fraglich. Auch wenn Finanzminister Pier Carlo Padoan auf die Privatisierungserlöse der Flugaufsichtsbehörde Enav und der zum Verkauf stehenden 40 % Anteile an der Poste Italiane verweist.Die Finanzplanung 2016 basierte auf der Annahme eines 1,2-prozentigen Wachstums. Nachdem die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal um 0,3 % im Quartalsvergleich gewachsen ist, lag das Nullwachstum im zweiten Quartal unter den Analystenerwartungen von 0,2 %. Auch wenn die einzelnen Wachstumskomponenten noch nicht im Detail bekannt sind, so sollen ersten Istat-Angaben zufolge der Dienstleistungssektor und die Landwirtschaft positiv abgeschnitten haben. Das Nullwachstum war auf den Industrie- und Bausektor zurückzuführen. Im Juni fiel der Produktionsindex der verarbeitenden Gewerbes um 0,5 und der Bauindex um 0,7 % im Monatsvergleich zurück. Laut dem Chefvolkswirt der Banca Intesa Sanpaolo, Luca Mezzomo, wird sich das Wachstum im zweiten Halbjahr mit 0,1 bis 0,2 % leicht erholen. Für das gesamte Jahr erwartet Mezzomo ein Wachstum von 0,8 %, leicht höher als im Vorjahr (0,6 %), doch unter den ursprünglichen Erwartungen der Regierung von 1,2 %.Die Regierung will nun durch eine Beschleunigung von mehreren Infrastrukturprojekten das Wachstum ankurbeln. Auch wird in Regierungskreisen bereits diskutiert, dass die vorgesehene Senkung der Einkommensteuer geringer ausfallen soll, als ursprünglich geplant war. Der Rotstift soll auch bei den Zuwendungen für Migranten angesetzt werden. Und die Forderungen nach mehr Flexibilität seitens der EU werden immer lauter.