WIRTSCHAFTSKRISE IM ANMARSCH

Starker Yen schürt Erwartung auf Notenbankaktion

Japanische Regierung will noch nicht eingreifen

Starker Yen schürt Erwartung auf Notenbankaktion

mf Tokio – Die starke Aufwertung des Yen hat Spekulationen über mögliche Gegenmaßnahmen von Notenbank und Regierung in Japan ausgelöst. Am Montag musste man für einen Dollar nur noch 101,70 Yen bezahlen, 9 % weniger als vor einem Monat – ein Dreijahrestief. Die explosive Verteuerung löste offenbar viele Stop-Loss-Aufträge von Privatanlegern an der Marke von 102 Yen je Dollar aus. Als Schwelle für das Eingreifen von Regierung und Bank of Japan (BoJ) nennen Analysten 95 oder 100 Yen – eine schwache Währung gehört zu den Fundamenten der Abenomics-Wirtschaftspolitik.Die BoJ-Führung trifft sich nächste Woche zu ihrer regulären Märzsitzung und verkündet ihren Beschluss zur Geldpolitik am 19. März kurz nach der US-Notenbank. Sollte das Fed-Komitee die Zinsen um bis zu 50 Basispunkte erneut senken oder ein Kaufprogramm für Anleihen auflegen, sähen sich die japanischen Währungshüter zum sofortigen Handeln gezwungen. Denn der rapide Kursanstieg der US-Staatsanleihen hat den Renditeabstand zu japanischen Staatsanleihen schrumpfen lassen, was den Yen traditionell verteuert. Für weiteren Auftrieb bei der japanischen Währung sorgen die Auflösung von Zinsdifferenzgeschäften, Japans schrumpfende Zahlungsbilanz mit einem Defizit im Warenhandel sowie die allgemeine Flucht in den sicheren Hafen der hochliquiden Devise.Das Brokerhaus Morgan Stanley MUFG sagt zwei mögliche Antworten der BoJ vorher: Zum einen könnte sie ihre Käufe von Aktienindexfonds zur Kursstabilisierung kurzfristig ausweiten, ohne ihr Jahreszielvolumen von 6 Bill. Yen (51 Mrd. Euro) zu verändern. Zum anderen könnte sie eine spezielle Kreditfazilität mit einer Zinsrate von -0,1 % einrichten. Über diesen Topf sollen die Banken die Zahlungsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen sicherstellen. Würde der Yen weiter aufwerten, sind nach Ansicht von Morgan Stanley MUFG vermehrte Anleihekäufe als Gegenmittel besser geeignet als eine Zinssenkung tiefer in den negativen Bereich. Finanzministerium schweigtDie Regierung zeigte am Montag keine Handlungsbereitschaft. Man werde ohne Zögern die Wirtschaft stützen, erklärte Kabinettssprecher Yoshihide Suga, ohne auf die Währung einzugehen. Aus dem Finanzministerium kam kein Kommentar. Aufgrund mehrfacher Kritik von US-Präsident Donald Trump gilt eine direkte Intervention am Devisenmarkt als unwahrscheinlich. Diese Lage ließ eine andere Spekulation aufblühen, die schon seit dem Herbst die Runde macht: Danach könnte der staatliche Pensionsfonds GPIF verstärkt ausländische Anleihen und Aktien kaufen, um die heimische Währung zu schwächen.