Steinhoff brockt EZB Verlust von 70 Mill. Euro ein

Bundesbank-Geschäftsbericht legt Rückstellung für Wertberichtigung offen - Ausfall geringer als geschätzt

Steinhoff brockt EZB Verlust von 70 Mill. Euro ein

ms Frankfurt – Der Kauf von Anleihen des ins Schlingern geratenen Möbelkonzerns Steinhoff hat dem Eurosystem einen Verlust von knapp 70 Mill. Euro eingebrockt. Das zumindest ergibt sich aus dem Geschäftsbericht 2017 der Bundesbank. Der Verlust ist damit geringer, als es bis zuletzt von vielen Beobachtern erwartet worden war. Bislang gab es keine offiziellen Angaben über den entstandenen Verlust.In dem Bericht heißt es nun, dass der EZB-Rat beschlossen habe, “für den Wertberichtigungsbedarf eines CSPP-Papiers eine Rückstellung im Umfang von 69 Mill. Euro zu dotieren”. “CSPP” ist die Abkürzung für Corporate Sector Purchase Programme, das Kaufprogramm für Unternehmensanleihen. Bei diesem Papier handelt es sich um Steinhoff. Die Bundesbank steuerte gemäß ihrem Anteil am EZB-Kapitalschlüssel 18 Mill. Euro zu dieser Rückstellung bei, wie es in dem Bericht heißt.Die Notenbank Finnlands hatte im Zuge der Anleihekäufe des Eurosystems aus Europäischer Zentralbank (EZB) und den 19 nationalen Zentralbanken eine Anleihe des in die Krise geratenen Konzerns erworben, die inzwischen aber wieder abgestoßen wurde – mit Verlust. Das hatte eine intensive Debatte über die Risiken der Käufe und insbesondere der Käufe von Firmenanleihen ausgelöst.Marktbeobachter waren in ersten Schätzungen der möglichen Verluste des Eurosystems aus der Steinhoff-Anleihe von bis zu 300 Mill. Euro ausgegangen – auf Basis des Umfangs der Anleihe, des maximalen EZB-Kaufvolumens und der Wertverluste. Zuletzt war bei Experten meist die Rede von einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag. EZB-Präsident Mario Draghi hatte den nicht bezifferten Verlust bereits im Dezember, kurz nach Bekanntwerden der Probleme, heruntergespielt. Verglichen mit den Nettoeinnahmen aus dem Zinsgeschäft von 1,6 Mrd. Euro im Jahr 2016 handele es sich um ein kleines Minusgeschäft, hatte er da gesagt. Laut dem jüngst veröffentlichten EZB-Jahresabschluss 2017 lag der Nettozinsertrag im vergangenen Jahr gar bei gut 1,8 Mrd. Euro. Ähnlich hatte sich nach Draghi auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann geäußert. Bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2017 gestern betonte Weidmann erneut, dass die geldpolitischen Entscheidungen nicht am Notenbankgewinn oder -verlust gemessen werden dürften: “Einziger Maßstab ist, ob es uns mit unserer Geldpolitik gelingt, Preisstabilität zu gewährleisten.”Im Zuge der Reduzierung des Anleihekaufprogramms (Quantitative Easing, QE) von zuvor 60 Mrd. Euro auf 30 Mrd. Euro pro Monat zu Jahresbeginn hat das Eurosystem den relativen Anteil der erworbenen privaten Wertpapiere und damit auch jenen der Firmenanleihen deutlich erhöht (vgl. BZ vom 16. Januar und 6. Februar).