Stimmung der Euro-Industrie steigt deutlich
Die Industrieunternehmen im Euroraum zeigen sich im Januar deutlich besser gelaunt. Auch wenn sich die Talfahrt erneut verlangsamt hat, bleibt die Branche in der Rezession stecken. Der von S&P Global erhobene Einkaufsmanagerindex (PMI) ist um 2,2 auf 46,6 Punkte und damit den höchsten Wert seit zehn Monaten gestiegen. Ökonomen hatten erwartet, dass die Erstschätzung in dieser Höhe bestätigt wird. Das Barometer deutet mit einem Wert unterhalb der neutralen 50-Punkte-Marke aber weiter eine schrumpfende Aktivität an.
Drei positive Faktoren
„Für diejenigen, die gerne das Glas halb voll sehen, bieten die PMI-Indikatoren für das verarbeitende Gewerbe durchaus eine Prise Optimismus“, erklärte Cyrus de la Rubia, Chefökonom des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. Erstens sei der PMI drei Monate in Folge gestiegen. Dieser Trend spiegele sich auch im zukunftsgerichteten Index für die Auftragseingänge wider. Zweitens gebe es einen breit angelegten Aufwärtstrend bei den Teilindikatoren, welche die Vormateriallager, den Auftragsbestand und die Produktion erfassen. Und drittens würden mehr Unternehmen als in den letzten neun Monaten optimistisch in die Zukunft blicken und mit Produktionszuwächsen binnen Jahresfrist rechnen. „Trotz dieser ermutigenden Anzeichen ist Vorsicht geboten, denn sowohl der Gesamtindex als auch die meisten Teilindizes verharren in der Schrumpfungszone“, mahnte de la Rubia.
Süden könnte anschieben
Mit Blick auf die Länder erwartet der Chefökonom, dass die Erholung der Euro-Industrie in den südlichen Volkswirtschaften ihren Anfang nehmen und als Katalysator wirken könnte, um die größeren Volkswirtschaften aus der Rezession zu ziehen. „Unter den vier führenden Ländern der Eurozone machen Spanien (49,2 Punkte) und Italien (48,5 Punkte) den größten Mut, da ihre PMIs um etwa drei Punkte gestiegen sind und sich der entscheidenden Schwelle von 50 nähern.“ In Frankreich (43,1 Punkte) allerdings sei die Lage immer noch fast so schlecht wie vor einem Monat.
Obwohl sich der PMI in Deutschland um 2,2 auf 45,5 Punkte deutlich verbessert hat, befindet er sich immer noch in der Kontraktionszone. Die Rückgänge bei Produktion, Auftragseingang und Einkaufsmenge fielen so geringfügig aus wie seit mehreren Monaten nicht mehr. Dennoch bauen Industrieunternehmen weiter Jobs ab. S&P führt dies auf die geringeren Auslastungen sowie die verhaltenen Geschäftsaussichten zurück.
Angriffe im Roten Meer haben kaum Folgen für deutsche Industrie
Überraschend ist für de la Rubia, dass die deutschen Unternehmen „von den Zwischenfällen im Roten Meer bisher kaum betroffen zu sein scheinen, wie der Lieferzeitenindex zeigt“. Der Index sei zwar merklich gesunken, mit einem Wert von immer noch oberhalb der 50er-Marke signalisiert er aber, dass sich die Vorlaufzeiten im Durchschnitt noch nicht verlängert haben. „Dies ist bemerkenswert, da die meisten Handelsschiffe aufgrund der anhaltenden Angriffe der Huthi in der Meerenge von Bab el-Mandeb die längere Route um Südafrika herum wählen, wodurch sich ihre Fahrtzeit um mindestens sieben Tage verlängert“, erläutert de la Rubia. Die Widerstandsfähigkeit führt er auf ein verbessertes Lieferkettenmanagement zurück, insbesondere durch eine strategische Diversifizierung der Zulieferer. „Der fünftägige Streik bei der Deutschen Bahn Ende Januar, der auch den Güterverkehr betraf, stellt jedoch eine neue Herausforderung für die Branche dar“, mahnt er allerdings zugleich.