Stimmung in der US-Wirtschaft hellt sich leicht auf

Unternehmen geben sich wieder optimistischer und schaffen verstärkt neue Arbeitsplätze

Stimmung in der US-Wirtschaft hellt sich leicht auf

lz Frankfurt – Entgegen jüngsten Abschwächungssignalen scheint die US-Industrie im Mai nun doch wieder in Tritt gekommen zu sein. Der Einkaufsmanagerindex kletterte um 0,1 auf 54,9 Punkte, wie aus der Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang gerechnet. Die Unternehmen stellten der Umfrage zufolge mehr Mitarbeiter ein (53,5 Punkte), erhielten mehr Aufträge (59,5) und produzierten mehr (57,1). Der ISM-Index gilt als zuverlässiger Frühindikator für die wirtschaftliche Aktivität in den USA.”Die Stimmung ist weiterhin als solide zu bezeichnen”, sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf. Die weltgrößte Volkswirtschaft war im ersten Quartal nur relativ schwach gewachsen. Viele Experten trauen ihr aber für den Rest des Jahres durchaus eine höhere Dynamik zu.Andere Stimmen äußersten sich indes zurückhaltender. Von der Euphorie der Unternehmen zum Jahresanfang sei “nicht mehr viel zu spüren”, schreibt etwa Christiane von Berg von der BayernLB. Damals hätten einige Unternehmen die angekündigten fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierung Trump wohl bereits in ihren Wirtschaftsausblick eingeplant, vermutet sie. “Ein großes Comeback für die US-Industrie, wie es die Regierung propagiert, sehen wir nicht.”Die DekaBank geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in den USA im zweiten Quartal aufgrund dieser Signale vermutlich stärker ausfallen wird als im Quartal zuvor. Deka-Ökonom Rudolf Besch prognostiziert ein Quartalsplus von 3,5 bis 4,0 % (annualisiert).In dieses Bild passt auch die Jobentwicklung: Die US-Firmen haben im Mai deutlich mehr Personal eingestellt als erwartet. Es entstanden 253 000 neue Jobs, wie der Personaldienstleister ADP zu seiner Umfrage unter Privatunternehmen mitteilte. Ökonomen hatten nur mit 185 000 Stellen gerechnet, nach einem Plus von 174 000 Arbeitsplätzen im April. “Der Stellenaufbau ist sehr robust”, sagte Analyst Ulrich Wortberg von der Landesbank Helaba. Er geht davon aus, dass die US-Notenbank ihre Geldpolitik weiter straffen wird. Viele Experten rechnen für Juni mit dem nächsten Schritt nach oben. Die Fed hat bei einer Arbeitslosenquote von 4,4 % ihr Ziel der Vollbeschäftigung praktisch erreicht. Sie erhöhte die Leitzinsen im März auf 0,75 bis 1,0 % und will 2017 nachlegen. Zinsschritte erwartetDer Präsident des Fed-Ablegers von San Francisco, John Williams, sieht drei Anhebungen für 2017 als Basisszenario. Vier Zinsschritte könnten angemessen sein, sollte die US-Wirtschaft einen unerwarteten Schub bekommen, sagte Williams in Seoul. Es gebe Potenzial für Aufwärtsentwicklungen in der Wirtschaft. Auch Fed-Gouverneur Jerome Powell sendete ein starkes Signal in Richtung Zinserhöhung: “Falls die US-Wirtschaft sich wie erwartet entwickelt, würde ich es als angemessen sehen, die Sätze weiter graduell anzuheben.” Die US-Wirtschaft sei den Zielen der Notenbank inzwischen so nahe wie schon seit Jahren nicht. Powell sitzt im Offenmarktausschuss der Fed, der die Zinssätze festlegt. Die US-Währungshüter kommen am 13. und 14. Juni zu ihrer nächsten Zinssitzung zusammen.