Stimmung in Euro-Wirtschaft besser als zunächst gemeldet
ba Frankfurt – Die Unternehmensstimmung in Euroland ist im Mai zwar etwas deutlicher gestiegen als zunächst berechnet, dies gilt aber noch nicht als Grund, die Konjunktursorgen über Bord zu werfen. So ist der von IHS Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der Dienstleister und Industrie zusammenfasst, binnen Monatsfrist um 0,3 auf 51,8 Punkte gestiegen. Ökonomen hatten mit der Bestätigung der Erstschätzung von 51,6 Zählern gerechnet. Das Barometer liegt nun seit knapp sechs Jahren über der 50-Punkte-Marke, die die Grenze zwischen Expansion und Schrumpfen der Geschäftstätigkeit markiert.Auch wenn der finale PMI Composite die Vorabschätzung und die beiden Vormonatswerte übertroffen habe, bleibe das “Wirtschaftswachstum allerdings schwach und verspricht für den weiteren Jahresverlauf nichts Gutes”, kommentierte IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson das endgültige Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 5 000 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen. Er erwartet ein “mageres Plus” von 0,2 % im Vorquartalsvergleich für das zweite Vierteljahr. Im ersten Quartal hatte die Euro-Wirtschaft mit +0,4 % überraschend kräftig zugelegt. Dienstleister schieben anDie Entwicklung in Euroland verläuft weiterhin zweigeteilt: Während die Industrieproduktion den vierten Monat in Folge zurückging – wenn auch etwas weniger zügig als in den beiden Vormonaten -, verbesserte sich die Lage im Servicesektor im Vergleich zu Ende vergangenen Jahres. Allerdings können sich die Dienstleister dem Abwärtstrend der exportlastigen Industrie nicht entziehen, wie Williamson mahnt.Auf Länderebene bleibt Italien, dem wegen der hohen Staatsverschuldung ein Strafverfahren der EU droht, das Sorgenkind (siehe Bericht auf Seite 4). So ist der Composite PMI zwar wieder um 0,4 auf 49,9 Punkte gestiegen, verharrt damit aber den zweiten Monat in Folge im Schrumpfungsterritorium. Frankreich dagegen vermeldete laut IHS Markit mäßiges Wachstum, während es in Spanien “solide aufwärts” ging. Die deutsche Wirtschaft expandierte wieder etwas stärker als noch in den beiden Monaten zuvor – dies war ursächlich für den höher als zuvor gemeldet ausgefallenen Composite PMI der Eurozone.Für den Composite PMI der größten Euro-Volkswirtschaft meldet IHS Markit ein Plus im Monatsvergleich von 0,2 auf 52,6 Zähler, damit liegt das Barometer aber weiter unter dem seit 1998 gemessenen Langzeitdurchschnitt von 53,4. Ursache für den leichten Aufwärtsschub war laut IHS Markit der schwächere Rückgang im produzierenden Gewerbe. Die ungebrochene Tätigkeit der Dienstleister zeige, wie kräftig die Binnennachfrage sei – dass die “Beunruhigung ob einer etwaigen Konjunkturabkühlung” in diesem Sektor, der “derzeit die Hauptstütze des deutschen Wirtschaftswachstums darstellt”, zunimmt, findet Markit-Experte Phil Smith “einigermaßen Besorgnis erregend”.Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, ist für die nähere Zukunft zumindest weiter optimistisch gestimmt – denn in Deutschland “sollten wir alle verstörenden Effekte aus dem Vorjahr hinter uns haben” und die Investitionen wegen der günstigen Zinsen weiter anziehen. Als Treiber benannte er bei einem Pressegespräch in Frankfurt vor allem die Digitalisierung. Allerdings gebe es weiter einige Unsicherheiten – etwa die Handelskonflikte. Hier erwartet er im zweiten Halbjahr eine “relative Entspannung”, denn US-Präsident Donald Trump brauche “einen Deal mit China und mit der EU”, da er ja wiedergewählt werden wolle.