Stimmung trübt sich leicht ein

Ökonomen sehen den zweiten Rückgang des Ifo-Barometers in Folge aber entspannt

Stimmung trübt sich leicht ein

Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Unternehmen hat sich zwar im September eingetrübt, dennoch kann sich die neue Bundesregierung auf den Rückenwind einer robusten Konjunktur verlassen.ba Frankfurt – Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im September dem herbstlich trüberen Wetter angepasst, liegt im historischen Vergleich aber weiter auf hohem Niveau. Deutschlands wichtigster Frühindikator ist um 0,7 auf 115,2 Punkte gefallen, wobei sowohl die aktuelle Lage als auch die künftigen Geschäftsaussichten schwächer eingeschätzt wurden als im vorherigen Monat. “Die neue Legislaturperiode startet trotzdem mit dem Rückenwind einer starken Konjunktur”, urteilt Ifo-Präsident Clemens Fuest.Ökonomen hatten zwar erwartet, dass das Ifo-Barometer im September wieder Boden gutmacht, wollen den zweiten Rückgang in Folge aber nicht überbewerten. Die monatliche Umfrage unter 7 000 Unternehmen wurde vor dem Wahlsonntag abgeschlossen, so dass die Stimmung in den kommenden Monaten noch unter dem überraschenden Ausgang leiden könnte: “Das Bundestags-Wahlergebnis wird manchen überrascht haben”, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe zu Reuters. Ein Jamaika-Bündnis, das als wahrscheinlichste Option gilt, werde schwer zu realisieren sein. “Auch Neuwahlen sind nicht auszuschließen. Da kann sich schon Verunsicherung breitmachen”, sagte Wohlrabe.Da sich der Ifo-Index “zuletzt selbst gegenüber dem Dieselskandal weitgehend unbeeindruckt zeigte, dürfte der überraschende Ausgang der Bundestagswahl ebenfalls an den Unternehmen abprallen”, erwartet Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Der aktuelle Rückgang signalisiere nur, “dass der kräftigste BIP-Zuwachs wohl hinter uns liegt”. Möglicherweise würden die Zuwachsraten beim privaten Konsum etwas kleiner – dennoch werde der Aufschwung an Breite gewinnen. Gitzel erwartet, dass der anziehende Welthandel positiv auf die deutsche Exportwirtschaft abfärbt. “Die gut laufende Konjunktur und die niedrigen Zinsen machen den Unternehmen nun auch Investitionen schmackhaft”, sagte Gitzel. Dies zeigt sich auch an den Produktionsplänen im verarbeitenden Gewerbe, die laut Fuest “weiterhin expansiv ausgerichtet” bleiben, auch wenn Lage- und Erwartungskomponente im September zurückgefallen sind. Aufgehellt hat sich hingegen die Stimmung im Einzelhandel und im Bau.Sollte sich das Ifo-Geschäftsklima auch im kommenden Monat und damit das dritte Mal in Folge eintrüben, werde dies üblicherweise von den Münchner Konjunkturforschern als Trendwende gesehen, erinnert Andreas Scheuerle von der DekaBank. Diese sei aber vorsichtig zu interpretieren, denn das Niveau des Barometers sei “inzwischen übertrieben hoch”, so dass eine Korrektur “zunächst lediglich eine Normalisierung, also eine Annäherung an die Realität” sei. Zur Interpretation des Ifo-Geschäftsklimas sollte man daher derzeit besser auf die Veränderung schauen, rät Scheuerle – ebenso wie das Ifo-Institut selbst.