ECHTZEITINDIKATOREN

Stromverbrauch zeigt schleppende Erholung an

Industrie kommt nicht an Vorkrisenniveau heran

Stromverbrauch zeigt schleppende Erholung an

ba Frankfurt – Da ohne Strom so gut wie nichts mehr geht in der heutigen technisierten Welt, ist der Energieverbrauch ein guter Gradmesser für die wirtschaftliche Aktivität. Denn während die privaten Haushalte für knapp ein Viertel des Stromverbrauchs hierzulande stehen, gehen drei Viertel auf das Konto des Unternehmenssektors.Mit Blick auf den Gesamtstromverbrauch wird noch deutlicher, warum der Stromverbrauch – oder vielmehr dessen Veränderungsraten – ein guter Hinweisgeber für die Zu- oder Abnahme der wirtschaftlichen Aktivität ist. Denn Gewerbe, Handel und Dienstleister hatten 2019 einen Anteil von 27,4 %, die Industrie verbrauchte allein 45,7 %. Wegen der unterschiedlich ausgeprägten Energieintensität der einzelnen Branchen und Industriesektoren ist der Zusammenhang zwischen Stromverbrauch und wirtschaftlicher Aktivität nicht eng genug, um direkt auf Wachstumsraten in Industrieproduktion und Bruttoinlandsprodukt schließen zu können. Die Richtung aber wird deutlich.Dabei sind einige “natürliche” Schwankungen zu berücksichtigen: Der Stromverbrauch variiert nicht nur im Tagesverlauf stark, sondern auch im Wochenverlauf. So wird an den Wochenenden weniger Strom verbraucht, auch an den Feiertagen und in den klassischen Zeiten der Werksferien ist die Nachfrage deutlich geringer als an gewöhnlichen Werktagen. Laut den Ökonomen der Commerzbank ist nur ein Teil des seit Mitte März zu beobachtenden Rückgangs des Stromverbrauchs auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zurückzuführen. Zum Teil spiegelt dies auch das normale Saisonmuster wider.Um die üblichen Schwankungen zu eliminieren, führt der Weg über einen Sieben-Tage-Durchschnitt. Dieser lässt sich in Relation zu den Durchschnittswerten der vergangenen drei Jahre setzen. Die Ökonomen der Commerzbank machen in ihrer Betrachtung der Echtzeit-Indikatoren beim Stromverbrauch noch keine echte Erholung aus. Zum Stichtag 8. Juni hat sich der Abstand zur Vergleichsgröße der Jahre 2017 bis 2019 leicht verringert. Laut Commerzbank könnte es sich aber auch dabei um eine kurzfristige Schwankung statt um eine Trendwende handeln.Eine seit Ende April auf den Internetseiten des Statistischen Bundesamts verfügbare interaktive Karte weist Ludwigshafen am Rhein (210 Petajoule, PJ), den Rhein-Erft-Kreis (170 PJ), Bremen (89 PJ) und den Saalekreis (85 PJ) als jene Kreise mit den energieintensivsten Industriebetrieben im Jahr 2018 aus. Der Energieverbrauch der Industrie lag dem neuesten Wert von 2018 zufolge insgesamt bei 3 981 PJ – das waren 2,3 % weniger als 2017. In China behelfen sich Ökonomen seit längerem mit einem Blick auf den Elektrizitäts- und Kohleverbrauch, um den Zustand der Industrie abzuschätzen.