Target-2-Forderungen gehen zurück
bal Frankfurt – Die hoch umstrittenen Target-2-Forderungen der Bundesbank gegen den Rest des Eurosystems sind im September um 56 Mrd. Euro auf 695 Mrd. Euro geschrumpft. Dies geht aus am Freitag von der Bundesbank veröffentlichten Daten hervor. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hatte bereits am Donnerstag gesagt, die Salden, die von vielen Ökonomen als Krisenindikator gesehen werden, seien im September deutlich zurückgegangen.Dies sei ein Hinweis auf eine Beruhigung der Krise und Ergebnis des neu aufgelegten EZB-Programms zum Ankauf von Staatsanleihen (Outright Monetary Transactions, OMT). Draghi hatte dieses Programm bereits Ende Juli angekündigt. Bisher hat die Notenbank aber noch keine Papiere gekauft. Dies wird sie erst tun, wenn ein Krisenland einen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsfonds ESM stellt. Draghi hatte am Donnerstag betont, dass allein die Ankündigung unbegrenzter Käufe von Anleihen aus Euro-Krisenländern an den Finanzmärkten für eine Beruhigung gesorgt und zum Beispiel auch beim Wechselkurs des Euro zu einer Stabilisierung beigetragen habe. Trotzdem – das zeigen die nach wie vor hohen Target-2-Salden – ist die Krise noch keineswegs gelöst. Auch das hatte Draghi zuletzt betont.Die Target-2-Salden haben unterschiedliche Ursachen. Nach Lesart vieler Ökonomen spiegeln sie vor allem die Defizite in der Leistungsbilanz vieler Euro-Krisenländer wider. Der Vorwurf lautet, dass diese Defizite letztlich mit der Notenpresse finanziert werden. Das Geld fließt dann über die Bundesbank nach Deutschland, und so bauen sich die Target-2-Forderungen in der Bundesbankbilanz auf. Eine weitere Ursache der Forderungen dürfte die Kapitalflucht aus Ländern wie Griechenland oder Spanien sein.Aufgebracht hat die Target-Debatte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Am Montag, 8. Oktober, soll sein neues Buch zu diesem Thema erscheinen. Es trägt den Titel: “Die Target-Falle. Gefahren für unser Geld und unsere Kinder”. Sinn argumentiert sei langem, dass die Südländer des Euro-Gebiets mit Billigung der EZB letztlich Geld druckten, mit dem dann ihre Importe finanziert würden.