Tarifbeschäftigte holen Kaufkraftverluste zur Hälfte wieder auf
Tarifbeschäftigte holen Kaufkraftverluste
zur Hälfte wieder auf
ba Frankfurt
Die Kaufkraftverluste der Tariflohnbeschäftigten der vergangenen drei Jahre werden laut einer Studie in diesem Jahr etwa zur Hälfte kompensiert. Nachdem die Tariflöhne nominal um durchschnittlich 5,5% zum Vorjahr steigen, die Verbraucherpreise im Jahresdurchschnitt aber voraussichtlich um 2,2% zulegen, ergibt sich mit durchschnittlich 3,2% „erstmals wieder ein kräftiger Reallohnzuwachs“, wie die Jahresbilanz des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt.
Die nominale Zuwachsrate entspricht zwar exakt der des Vorjahres, ist im längerfristigen Vergleich jedoch außergewöhnlich hoch. „Die Tariflohnentwicklung des Jahres 2024 ist nach wie vor eine Reaktion auf die außergewöhnlich hohen Inflationsraten der Vorjahre, in denen die Beschäftigten einen erheblichen Rückgang der Reallöhne hinnehmen mussten“, sagte Thorsten Schulten, Leiter des WSI-Tarifarchivs. Das preisbereinigte Niveau der Tariflöhne liege insgesamt auf dem Niveau des Jahres 2018 und damit deutlich unter dem 2020 erreichten Spitzenwert. „Die reduzierte Kaufkraft der Beschäftigten ist ein wesentlicher Grund für die schwache Konjunkturentwicklung in Deutschland“, sagt Schulten. „Auch wenn die Einkommen der Beschäftigten in diesem Jahr wieder Boden gutgemacht haben, besteht also weiter erheblicher Nachholbedarf.“ Einen wichtigen Beitrag bei der Tariflohnerhöhung leisteten die Inflationsausgleichsprämien.
Diese steuer- und abgabenfreien Einmalzahlungen von bis zu 3.000 Euro können noch bis Ende 2024 ausgezahlt werden. Allerdings seien diese „durchaus ein zweischneidiges Schwert“, so Schulten. Auf der einen Seite hätten sie kurzfristig geholfen, Kaufkraftverluste zu begrenzen, und sorgten in diesem Jahr für besonders hohe Reallohnzuwächse. Schon jetzt sei allerdings auch absehbar, dass sich der Wegfall der Inflationsausgleichsprämien im Jahr 2025 stark dämpfend auf die Tariflohnentwicklung auswirken wird.