"Tequila-Krise" schützt Mexiko vor Zinswende

Seit der großen Kapitalflucht der 1990er Jahren werden Schuldenlaufzeiten immer mehr gestreckt

"Tequila-Krise" schützt Mexiko vor Zinswende

BZ New York – Mexiko ist derzeit wohl eines der am wenigsten gefährdeten Länder, sollte es wieder zu einem Anstieg der aktuell weltweit extrem niedrigen Zinsen kommen. Das Land hat offenbar aus der “Tequila”- Krise in den 1990er Jahren gelernt und die Laufzeit seiner Staatsanleihen verlängert.Die mexikanische Regierung hat im Moment durchschnittlich 8,25 Jahre Zeit, um ihre 158 Mrd. Dollar an Peso-Schulden zu begleichen. Das ist nicht nur mehr Zeit, als andere Länder in Latein- und Südamerika wie Brasilien, Kolumbien, Argentinien und Venezuela haben, sondern auch mehr als bei westlichen Staaten wie USA, Kanada und der Schweiz. Das belegen Daten von Bloomberg, wie die Nachrichtenagentur mitteilte.Die Laufzeit der mexikanischen Anleihen ist inzwischen 14-mal so lang wie 1994 mit durchschnittlich rund 7 Monaten. Damals trugen Zinserhöhungen in den Vereinigten Staaten zu einer Peso-Entwertung bei – was wiederum eine Kapitalflucht und die sogenannte “Tequila”-Krise auslöste. Mexikos Fähigkeit, die Laufzeiten zu verlängern und sich das derzeit niedrige Zinsniveau zu sichern, bedeutet nach Einschätzung der Bank of America, dass das Land einen Anstieg der Renditen besser verkraften würde. Hinter den Niedrigzinsen steht das Bestreben vieler Notenbanken, die Finanzierungskosten niedrig zu halten und so die Wirtschaft wieder anzutreiben. Zuletzt sind jedoch Spekulationen am Markt aufgekommen, die US-Notenbank Federal Reserve werde womöglich bald ihre beispiellos lockere Geldpolitik zurückstutzen. Meist in Peso denominiertRund 80 % der mexikanischen Verbindlichkeiten lauten heute auf die Landeswährung Peso – im Jahr 1994 war es weniger als die Hälfte. Im Durchschnitt liegt der Kupon der Papiere bei 7,7 %. Das ist die niedrigste Nominalverzinsung Mexikos aller Zeiten.”Sie haben sich das Umfeld niedriger Zinsen zunutze gemacht”, sagt Claudio Irigoyen, Leiter Festverzinsliche und Devisenstrategie Lateinamerika bei Bank of America in New York, zu Bloomberg News. Der Fehler der “Tequila”-Krise war gewesen, “zu versuchen, eine billige Kurzfrist- Finanzierung in Dollar zu erhalten. Und das funktionierte offensichtlich nicht.”Kollegen von Irigoyen in anderen Häusern sehen das ähnlich. “Die Laufzeiten zu verlängern, das hilft immer, falls es zu Problemen kommt, wie wir sie 2008 gesehen haben, und die Märkte dichtmachen”, sagt Henry Stipp, Vermögensverwalter für Schwellenländer-Festverzinsliche bei Threadneedle Asset Management in London.Auch Roberto Ivan Garcia Castellanos, Anleihe-Händler bei Casa de Bolsa Finamex SAB in Guadalajara, sagt, dass Mexiko besser geschützt sei als manch andere Länder. Er weist allerdings auch darauf hin, dass sich Mexiko keinesfalls von kurzfristigen Schwankungen bei den Finanzierungskosten frei machen könne. “Die Volatilität, die wir beobachten, ist global.”Die Risikoprämie mexikanischer Dollar-Anleihen gegenüber US-Staatsanleihen lag zuletzt bei 198 Basispunkten, wie Daten von J. P. Morgan Chase & Co. zeigen. Die Kosten, sich gegen einen Zahlungsausfall bei mexikanischen Anleihen für fünf Jahre über Kreditausfallswaps (CDS) abzusichern, kamen auf 128 Basispunkte, wie die Zahlenreihen von Bloomberg ausweisen. Niedrige InflationMexiko profitiere nicht nur von den niedrigen Zinsen. Auch an anderer Stelle habe das Land vieles richtig gemacht, sagt Irigoyen von Bank of America. Die längeren Laufzeiten der Anleihen und die Tatsache, dass die Inflation seit 2009 nie oberhalb der Marke von 5 % gelegen habe, begrenzen seiner Meinung nach einen Anstieg der Finanzierungskosten. “Sie verlängern die Laufzeiten, sie halten die Inflation niedrig – und daher können sie mit geringen Risikoaufschlägen am langen Ende emittieren”, sagt Irigoyen. “Sie machen ihre Hausaufgaben.”