Teurer Franken dämpft Außenhandel

Schweizer Importe gehen 2015 stärker zurück als Exporte

Teurer Franken dämpft Außenhandel

dz Zürich – Die Schweizer Handelsbilanz weist für das Jahr 2015 einen Rekordüberschuss von 36,6 Mrd. sfr aus. Die Nachricht der Eidgenössischen Zollverwaltung ist allerdings keine Jubelmeldung. Der Überschuss ist das Ergebnis eines generell rückläufigen Außenhandels, in dem die Importe erstaunlicherweise deutlich stärker abgenommen (-6,9 %) haben als die Ausfuhren (-2,6 %).Insgesamt beliefen sich die Einfuhren in die Schweiz im Berichtsjahr auf 166,3 Mrd. sfr, womit sie wertmäßig 6,9 % oder 12,3 Mrd. sfr niedriger lagen als im Vorjahr. Der Rückgang ist fast ausschließlich preisbedingt. Die schockartige Aufwertung des Franken, wie sie die Aufhebung des Euro-Mindestkurses am 15. Januar 2015 bewirkt hatte, ließ die Preise der eingeführten Waren im vergangenen Jahr teilweise schlagartig sinken. Vor allem im Einzelhandel wurden die Vorteile des tieferen Euro-Kurses deutlich schneller als in der Vergangenheit an die Kunden weitergegeben. Euro-Rabatte gab es in vielen Fällen auch dann, wenn die Ware noch vor dem 15. Januar eingeführt worden war und die Händler entsprechende Margeneinbußen hinnehmen mussten. Der Grund für diese rasche Reaktion des Schweizer Handels ist der intensive Einkaufstourismus. Die Konsumentinnen und Konsumenten in der Schweiz haben 2015 in einem noch nie dagewesenen Ausmaß ihre Einkäufe jenseits der Landesgrenzen getätigt.Interessant ist die Feststellung, dass die Importe 2015 selbst preisbereinigt um 0,5 % zurückgegangen sind. Auf den ersten Blick müsste man daraus den Schluss ziehen, dass die Schweizerinnen und Schweizer ihren substanziellen, wechselkursbedingten Kaufkraftgewinn im Ausland nicht wirklich ins Spiel gebracht haben. Doch dieser Eindruck täuscht. Die Außenhandelsstatistik enthält nur gewerbliche Einfuhren und unterschlägt damit die Auslandseinkäufe von in der Schweiz lebenden Privatpersonen, die 2015 einen geschätzten Rekordwert von 11 Mrd. sfr erreicht haben – rund 2 Mrd. sfr mehr als im Vorjahr. Unter Einrechnung dieses Effektes dürften Einfuhren in die Schweiz 2015 insgesamt doch um etwa 1 % gewachsen sein. Bei den Konsumgütern, die knapp die Hälfte aller Einfuhren repräsentieren, dürfte das um Privatimporte bereinigte Wachstum statt 0 % mehr als 2 % betragen haben.Von einem berauschenden Importhandel kann mit Blick auf den Kaufkraftschub von um die 10 % dennoch nicht die Rede sein. Ökonomen vermuten, dass die Exportindustrie mit Blick auf die getrübten Ausfuhrperspektiven 2015 deutlich weniger Vorprodukte und andere Vorleistungen im Ausland eingekauft hat. Der reale Importrückgang bei den Investitionsgütern (-0,6 % auf 40,5 Mrd. sfr) stützt diese These ebenso wie die branchenbezogene Entwicklung der Exporte.Vom gesamten Rückgang der Ausfuhren um 5,5 Mrd. sfr auf 202,9 Mrd. sfr geht nahezu die Hälfte auf Kosten der Maschinen- und Elektroindustrie, die nominell 6,9 % weniger im Ausland absetzen konnte als im Vorjahr. Die Wertschöpfung dieser Industrie basiert traditionell stark auf dem Austausch mit Produktionsbetrieben im grenznahen Ausland in Süddeutschland oder Norditalien. Auch die Uhrenindustrie musste Einbußen hinnehmen, konnte diese aber teilweise über Preiserhöhungen ausgleichen. Die chemisch-pharmazeutische Industrie als größter Exportzweig (42 %) ist real um 1,6 % gewachsen, wobei dafür Preiskonzessionen von durchschnittlich 2,4 % nötig waren.