Thomas Ramge erhält Wirtschaftsbuchpreis
Von Alexandra Baude, FrankfurtDie Chancen und Risiken neuer Technologien, Big Data und der Digitalisierung sind immer noch ein Dauerbrenner am Büchermarkt. Und dennoch schaffen es einige Autoren, ein Werk zu verfassen, das trotzdem außergewöhnlich und daher preiswürdig ist. Auf die zehn deutsch- und englischsprachige Titel umfassenden Shortlist zum Getabstract International Book Award 2018 (siehe Tabelle) schafften es aber auch Titel zu Themen wie Gleichberechtigung, Fairness und Nachhaltigkeit. Die Shortlist wird von der Getabstract-Redaktion aus den jährlich tausenden geprüften Wirtschaftsbüchern zusammengestellt, wie Arnhild Walz-Rasilier, Vice President Rights Director bei Getabstract anlässlich der Preisverleihung auf der Frankfurter Buchmesse erläuterte.Seit 18 Jahren schon prämiert der Schweizer Anbieter von Zusammenfassungen herausragende Wirtschaftsbücher mit einer gläsernen Trophäe und einer 4,5 kg schweren Riesen-Toblerone. Unter den bisherigen Gewinnern finden sich namhafte Autoren wie Niall Ferguson, Nassim Nicholas Taleb, Peter Sloterdijk, Thomas Mayer, Günter Dueck und Hans-Werner Sinn.Die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Digitalisierung sind Thema des ersten prämierten deutschsprachigen Buches. In “Das Digital” von Viktor Mayer-Schönberger und Thomas Ramge geht es um die Frage, warum datenreiche Märkte geldbasierte Märkte ablösen werden, welche Konsequenzen dies für Wirtschaft und Gesellschaft haben wird und wie sichergestellt werden kann, dass der digitale Kapitalismus eine digitale soziale Marktwirtschaft wird, wie es bei Getabstract heißt. Walz-Rasilier wies hier auf einige Besonderheiten hin: nicht nur, dass der Titel auch auf Englisch, Italienisch und Niederländisch erschienen ist, er gehört zu der Hand voll Bücher, die in einem Jahr mit der Höchstpunktzahl 10 bewertet wurde. Ramge ist zudem der erste deutschsprachige Autor, der den Preis zum zweiten Mal erhält. Bislang hat erst ein anderer Autor den Preis zweimal gewonnen: Robert J. Shiller, der 2013 den Wirtschaftsnobelpreis erhielt, wie Walz-Rasilier scherzhaft betonte. Shiller erhielt den Get Abstract-Preis 2009 für “Animal Spirits”, das er zusammen mit dem Nobelpreisträger von 2001, George A. Akerlof, geschrieben hat sowie 2003 für “The New Financial Order”. Ramge wurde 2004 für “Die Flicks” prämiert. Zwei weitere Autoren hätten in diesem Jahr ebenfalls die Chance gehabt, den Preis zum zweiten Mal zu erhalten: Reinhard K. Sprenger, der 2013 für “Radikal führen” ausgezeichnet und in diesem Jahr mit “Radikal digital” nominiert war sowie Miriam Meckel, die 2009 mit “Verkauft und nichts verraten” prämiert und nun mit “Mein Kopf gehört mir” nominiert war.Ausgezeichnet für “Meet up” wurden Martin J. Eppler und Sebastian Kernbach. Sie zeigen, wie mit Hilfe von Nudges, kleinen Schubsern um das Verhalten von Menschen zu beeinflussen, Meetings fokussierter, zielgerichteter und auch unterhaltsamer werden können. Nach der Lektüre sollte der Effekt der Vergangenheit angehören, dass die Teilnehmer nicht nur Zeit während des Meetings verschwenden, sondern noch einmal ebenso viel, um sich über die Zeitverschwendung aufzuregen, wie Kernbach erläuterte.Bei den englischsprachigen Werken wurden Rick Peterson und Judd Hoekstra für “Crunch Time” ausgezeichnet. In dem Buch geht es um die Idee des “Reframing”, also das Umdeuten von Situationen, um besser mit druck umgehen zu können. Laut Peterson, Ex-Werfer und Pitching-Trainer in der Major League Baseball, versucht das Buch zu erfassen, was in den 30 Sekunden passiert, die ein Pitching-Trainer hat, um den Pitcher zu coachen, wenn alles schiefläuft – und warum das Spiel danach oft ein anderes ist. Der zweite Preis ging an Adam Greenfield, der in “Radical Technologies” kritisiert, wie Smartphones und andere Technologien unsere Wahrnehmung negativ beeinflussen. Am heutigen Freitag wird noch der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis 2018 verliehen, der vom “Handelsblatt”, der Frankfurter Buchmesse und Goldman Sachs ausgelobt wird.