Trotz Marktturbulenzen bleibt Berlin gelassen

Kaum Auswirkung auf Exporte nach China erwartet

Trotz Marktturbulenzen bleibt Berlin gelassen

Von Angela Wefers, BerlinDie Bundesregierung bleibt trotz der Konjunkturschwäche in China und des starken Kurseinbruchs auch an den deutschen Börsen gelassen. “Die unmittelbaren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft dürften zum jetzigen Zeitpunkt gering sein”, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums gestern in Berlin. Die deutschen Exporte nach China umfassten nur 6,6 % an den deutschen Gesamtexporten. Die Exportdynamik komme derzeit aus dem EU-Raum. Zudem schlage eine Wachstumsabschwächung, wie sie China derzeit erlebe, nicht so sehr auf die Ausfuhren durch, erläuterte sie: “Bei einer Wachstumsabschwächung geben die volatilen Exporte nur geringfügig nach, haben wir beobachtet.” Die Konjunktur in Deutschland sei zudem robust und vor allem von der hohen Inlandsnachfrage getragen. Das Vorgehen Chinas gegen die Turbulenzen wollte sie nicht bewerten. Firmen beobachten intensivChina ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Asien. 2014 belief sich das bilaterale Handelsvolumen auf mehr als 153 Mrd. Euro. Deutschland exportierte nach China Waren im Wert von rund 74 Mrd. Euro. Die Importe aus China erreichten 79,3 Mrd. Euro. Die Unternehmen hierzulande haben die dortige Wirtschaft unter dem Eindruck der Kursturbulenzen nun unter verschärfte Beobachtung genommen. “Die Entwicklungen der letzten Wochen haben deutlich gemacht, dass wir uns mit der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas in unruhigem Fahrwasser bewegen”, sagte Hubert Lienhard, Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses (APA) der deutschen Wirtschaft und Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung von Voith, in Berlin: “Die im China-Geschäft aktiven deutschen Unternehmen beobachten die Entwicklungen in China sehr intensiv.” Er zeigte sich aber “davon überzeugt, dass China ein wichtiger Wachstumsmarkt bleibt”. Nach Jahren des intensiven Wachstums sei der chinesische Markt auch in seiner “neuen Normalität” weiterhin attraktiv für deutsche Unternehmen. Der APA setze auf nachhaltiges Wachstum in China und stehe hinter dem Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern. “Riesenmarkt” für MaschinenFür den deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist China von zentraler Bedeutung. “China ist ein Riesenmarkt für uns und wird es auch bleiben”, sagte Ralph Wiechers, Mitglied der Hauptgeschäftsführung und Chefvolkswirt des Verbands Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA), der Börsen-Zeitung. Die Unternehmen bedienten den Markt auch künftig durch Exporte sowie direkt vor Ort. “Der Markt bedarf hoher Aufmerksamkeit”, sagte Wiechers mit Blick auf die Turbulenzen: “Es kommt hinzu, dass wir viel zu wenig wissen.” Die Intransparenz des Marktes mache es schwer, Risiken zu bewerten.Die Konjunkturabschwächung in China spürt der Maschinen- und Anlagenbau bereits seit geraumer Zeit. Im ersten Halbjahr gingen die Exporte laut VDMA um 5 % auf 7,8 Mrd. Euro zurück. Nun liegt der Exportanteil nach den ersten sechs Monaten noch bei rund 10 %. Die USA lösten damit nach vielen Jahren China als Exportland Nummer 1 der Branche ab. 2014, als der Export nach China im gesamten Jahr um knapp 4 % auf 17 Mrd. Euro gewachsen war, lag der Anteil noch bei mehr als 11 %. Volkswirte zuversichtlichChefvolkswirte aus der Finanzbranche bleiben gelassen. Sie verweisen auf den starken privaten Konsum hierzulande und den niedrigen Ölpreis. “Früher hieß es, wenn Amerika hustet, hat die Weltwirtschaft eine Grippe. Heute kann der Schwächevirus durchaus aus China kommen”, sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, laut der Nachrichtenagentur dpa-afx. Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, sieht die Wirtschaft in den USA und der EU inzwischen in besserer Verfassung, mit moderaten externen Schocks umzugehen als in den vergangenen fünf Jahren.