Trübe Industriestimmung, wohin man blickt
ba Frankfurt – Im Juli hat sich die Stimmung des verarbeitenden Gewerbes in fast allen vom Analysehaus IHS Markit betrachteten Ländern weiter eingetrübt. Eine leichte Aufhellung gemessen am entsprechenden Einkaufsmanagerindex (PMI) vermeldet IHS Markit für Russland, China, Japan, Taiwan und Indien sowie die Philippinen, wobei nur in den letzten drei Ländern das Barometer die Wachstumsschwelle von 50 Punkten überschreitet. Werte oberhalb dieser Marke signalisieren Wachstum. Etwas besser als erwartetUnverändert blieb die Industriestimmung in Großbritannien, während sie sich im Euroraum nur in Griechenland im Vormonatsvergleich aufgehellt hat – damit führt das Land weiter die Euro-Rangliste nach PMI-Werten an, gefolgt von den Niederlanden. Dies sind auch die beiden einzigen Länder des Währungsraums, deren Industrie-PMIs mit 54,6 bzw. 50,7 Punkten die Wachstumsschwelle überschreiten.Der PMI des Euroraums als Ganzes ist den endgültigen Daten zufolge im Juli um 1,1 auf 46,5 Zähler gefallen, überschreitet damit aber die Vorabschätzung um 0,1 Punkte. Bei Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit, läuten “angesichts fast durchweg im negativen Bereich notierender Eurozonen-PMIs alle Alarmglocken”. Wegen der unverändert hohen Auftragsverluste seien Produktion und Beschäftigung im Juli so rasant gesunken wie zuletzt vor über sechs Jahren. Die Preise seien so stark zurückgegangen wie seit über drei Jahren nicht mehr, “da die Unternehmen zunehmend im Preiswettbewerb standen und bemüht waren, Absatzverluste zu begrenzen”, wie Williamson erklärte. Er äußerte auch die Sorge, “dass die Geldpolitiker wegen der sich verschlechternden Lage zwar zunehmend alarmiert sind, der Handlungsspielraum der Geldpolitik jedoch begrenzt ist”.Das Schlusslicht Deutschland belastet Williamson zufolge den Sektor “wegen der immer tiefer in die Krise schlitternden Automobilindustrie und der weltweit rückläufigen Nachfrage nach Ausrüstungsinvestitionen am stärksten”. Der entsprechende PMI ist von 45,0 im Juni auf 43,2 Punkte gerutscht und signalisiert damit den kräftigsten Rückgang des Sektors seit Mitte 2012. “Die starken Wachstumsraten, die zu Beginn des vergangenen Jahres gemessen wurden, wirken heute wie eine ferne Erinnerung, kommentierte Phil Smith, Ökonom bei IHS Markit. In den vergangenen anderthalb Jahren habe sich die Kombination aus Handelsdisputen, der scheinbar nie endenden Brexit-Saga, den Turbulenzen und Problemen in der Automobilbranche sowie der schwächelnden chinesischen Wirtschaft für die Hersteller weltweit, aber insbesondere für die in Deutschland als toxische Mischung entpuppt. Da sich bei der aktuellen Misere kein Ende abzeichne, sähen sich mehr und mehr Hersteller gezwungen, den Rotstift anzusetzen, so Smith.Aber auch in Italien, Frankreich, Spanien, Irland und Österreich ist die Produktion gesunken. In Frankreich liegt der endgültige Industrie-PMI mit 49,7 Punkten noch unter der Erstschätzung von 50,0 Zählern.