Trübe Stimmung in den Unternehmen

Ifo-Index gibt unerwartet stark nach - Fuest: Weltweite Unsicherheit belastet

Trübe Stimmung in den Unternehmen

ba Frankfurt – Im Oktober haben sich die vielfältigen politischen Risiken in Deutschlands wichtigstem Konjunkturindikator niedergeschlagen. So ist der Ifo-Geschäftsklimaindex um 0,9 auf 102,8 Punkte gefallen. Ökonomen hatten das zweite Minus in Folge zwar erwartet, nachdem die Vorgaben vonseiten anderer Stimmungsindikatoren wie der ZEW-Umfrage und dem Einkaufsmanagerindex negativ waren, waren allerdings von einem Wert von 103,0 Zählern ausgegangen. Zu dem Rückgang hat vor allem die deutlich gefallene Erwartungskomponente beigetragen, aber auch die aktuelle Lage wurde weniger rosig gesehen als im Vormonat.”Die weltweiten Unsicherheiten bremsen die deutsche Wirtschaft aus”, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 9 000 Unternehmen aus verarbeitendem Gewerbe, Handel, Bauhauptgewerbe und dem Dienstleistungssektor. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, sieht die “sensible Unternehmerseele” verunsichert durch die Handelsstreitigkeiten, die schwierigen Brexit-Verhandlungen und die Sorgen um die italienischen Staatsfinanzen. Geplante Investitionen würden vielerorts deshalb vorerst zurückgestellt – “eine nachgebende Investitionsbereitschaft erweist sich aber als zusätzlicher konjunktureller Bremsklotz”, so Gitzel. Dazu kämen mit dem Dieselskandal und den noch immer fehlenden Autozulassungen nach dem neuen WLTP-Testzyklus hausgemachte Belastungen hinzu.”Die Wachstumsdelle ist noch nicht vorbei”, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Nachdem die am Vortag veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes sowohl in Deutschland als auch für die Eurozone enttäuschend ausgefallen waren, sind die Ifo-Daten für ihn “eine kalte Dusche”. In dieses Bild passe, dass auch die Auftragseingänge der deutschen Industrie bis zuletzt gefallen sind. Nun bestünden Abwärtsrisiken für die Prognosen – und dies nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Eurozone. Das Ifo selbst zweifelt nun an dem für das Schlussquartal prognostizierten Wirtschaftswachstum von 0,6 %. “Das wird schwer zu halten sein”, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. Auch wenn der goldene Herbst für die deutsche Wirtschaft ausfalle, werde voraussichtlich das von den Wirtschaftsforschungsinstituten im Herbstgutachten prognostizierte Wirtschaftswachstum von 1,7 % im Gesamtjahr erreicht werden, erwartet Wohlrabe.Noch bestehe aber kein Grund, in eine schwere Depression zu verfallen, beschwichtigt Carsten Brzeski, Chefökonom von ING Deutschland. Faktisch gebe es etliches, was das Wachstum stütze, etwa die niedrigen Zinsen und der schwache Euro. Mit dem stärksten Kreditwachstum im Unternehmensbereich seit 2009 könnten die inländischen Investitionen immer noch der nächste große Wachstumstreiber sein, so Brzeski.Dies spiegelt auch die Entwicklung der Sektoren wider: So gab die Stimmung vor allem im stark exportorientierten verarbeitenden Gewerbe nach. Hier zeigte sich insbesondere die WLTP-Problematik. “In der Autobranche macht sich Pessimismus breit”, sagte Ifo-Experte Wohlrabe. Einzig in der Baubranche hellte sich die Stimmung auf – hier wurde im Oktober wieder ein neuer Rekord erzielt. Zwar wurden die Erwartungen leicht nach unten korrigiert, doch die Orderbücher bleiben gut gefüllt: Laut Statistischem Bundesamt stieg das Volumen der saison-, arbeitstäglich- und preisbereinigten Auftragseingänge von Juni bis August gegenüber dem Zeitraum von März bis Mai um 0,7 %.