Trump braucht einen Deal mit China
Im ersten Halbjahr verzeichneten die asiatisch-pazifischen Märkte (ohne Japan) trotz solidem Wirtschaftswachstum und fortgesetzter Ertragsdynamik eine Korrektur. Das BIP-Wachstum betrug in China beispielsweise 6,8 % im ersten Quartal, 6,7 % im zweiten und 6,5 % im dritten Quartal. Trotz der Ölpreisrally blieb die Inflation ebenfalls verhalten. Die politische Stabilität scheint sich verbessert zu haben, insbesondere weil Präsident Xi Jinping sicher im Sattel sitzt (wie durch seine Aufhebung der Beschränkung der Präsidentschaft auf zwei Amtszeiten bewiesen wurde).Der politischen Führung in Südkorea, Thailand und Indonesien gelang es ebenfalls, ihre Macht zu festigen und die Umsetzung ihrer Politik zu beschleunigen. Die Aussichten für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum wurden hiermit verbessert. Das Gipfeltreffen zwischen den USA und Nordkorea in Singapur zur Unterzeichnung einer Friedens- und Denuklearisierungsvereinbarung auf der koreanischen Halbinsel läutete eine überraschende Wende für das geopolitische Risiko ein und war ein wichtiger Schritt nach vorn.Die wirtschaftliche, politische und Unternehmensentwicklung in der ersten Jahreshälfte weist ebenfalls auf eine anhaltend überdurchschnittliche Wertentwicklung an den asiatisch-pazifischen Märkten hin. Die Richtung der Aktienmärkte wird jedoch auch von der Stimmung der Anleger beeinflusst, und die war wegen Präsident Trumps aggressiver handelsfeindlicher Parolen, insbesondere gegenüber China, schwer angeknackst.Am 23. August dieses Jahres führten die USA Einfuhrzölle auf insgesamt 279 chinesische Produkte ein, darunter Metalle, Chemikalien und Elektronik, die mit 25 % belastet sind. Der Wert der betroffenen Güter beträgt ungefähr 16 Mrd. Dollar. Seit dem 24. September werden Waren aus China bei der Einfuhr in die USA mit zusätzlich 10 % verzollt. 2019 soll der Zoll auf 25 % erhöht werden. China reagierte bereits darauf durch die Erhebung von Zöllen auf US-Automobilen und landwirtschaftliche Erzeugnisse.Peking zielt damit ganz bewusst auf Trumps traditionelle Wählerklientel, so dass die Auswirkungen des Handelskrieges eher politischer als wirtschaftlicher Natur sein dürften. Das amerikanische Handelsdefizit gegenüber China stieg daraufhin im Sommer 2018 an. Aus Sicht der Erträge ist die tatsächliche Wirkung des Handelskrieges zu vernachlässigen, wenn sie auf Waren im Wert von 50 Mrd. Dollar beschränkt ist, obwohl einige Exporteure stärker betroffen sein könnten.Wir sind der Ansicht, dass Präsident Trump an einem Deal mit den Chinesen gelegen sein müsste, den er vor den Zwischenwahlen in den USA im November als Sieg verzeichnen kann. Auf der anderen Seite würde es die Republikaner schwächen, die Halbzeitwahlen unter den Nachwehen eines verfahrenen Handelskrieges anzutreten, der nur Verlierer kennt und amerikanische Landwirte, Produzenten und Konsumenten trifft. Politische RisikenTrump gewann das Weiße Haus 2016 teilweise auf einem Versprechen, Freihandelsabkommen zu revidieren, um amerikanische Arbeiter zu schützen – ein Versprechen, das bei vielen Republikanern und Demokraten gleichermaßen gut ankam. Ein sich ausweitender Handelskrieg stellt jedoch politische Risiken für die Republikaner dar.Trump ist sich durchaus bewusst, dass Chinas Gegenreaktionen auf seine Wählerschaft zielen und damit die Wahlen gefährden können. Die Frage ist, ob er die Bedrohung auch ernst nimmt: “Was China nicht versteht, ist, dass diese Menschen große Patrioten sind”, twitterte Trump am 18. September. Am 6. November dieses Jahres wird sich zeigen, wer recht gehabt haben wird.—-Soo Nam Ng, Global Head of Asia Equities bei Columbia Threadneedle