Trump bringt Japan und China näher

Erster japanisch-chinesischer Gipfel seit 2011 - Rivalität tritt wegen US-Handelskrieg in den Hintergrund

Trump bringt Japan und China näher

Die harsche Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump gegen China lässt Peking und Tokio fürs Erste ihre traditionelle Rivalität vergessen. Am Freitag treffen sich Chinas Präsident Xi Jinping und Japans Regierungschef Shinzo Abe zum ersten Gipfel der beiden Länder seit sieben Jahren.mf Tokio – Wenn Japans Premierminister Shinzo Abe am Freitag Chinas Präsident Xi Jinping in Peking die Hand schüttelt, handelt sich um die erste chinesisch-japanische Begegnung auf Ebene der Regierungschefs seit sieben Jahren. In dem dreitägigen Gipfeltreffen, das schon am Donnerstag beginnt, kulminiert die Annäherung der beiden rivalisierenden Wirtschaftsmächte. Die Détente begann vor rund einem Jahr als Reaktion auf die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump, der die hohen Exporte von China und Japan begrenzen und beide Märkte stärker für US-Unternehmen öffnen will.Der Großteil der US-Sonderzölle richtet sich zwar gegen China, aber in Japan gibt es erhebliche Folgeschäden. Zum Beispiel sinken seit sieben Monaten die Aufträge für japanische Werkzeugmaschinen aus China, da die dortigen Hersteller wegen der US-Zölle ihre Investitionen aufschieben. Allein im September erhielt Japan 22 % weniger Aufträge als im Vorjahr. Zugleich sind japanische Unternehmen, die in China produzieren und von dort exportieren, ebenfalls von den US-Zöllen betroffen. Sie reagieren zum Teil damit, dass sie ihre Produktion nach Südostasien verlagern.Zwar haben Abe und Xi bereits siebenmal miteinander gesprochen, aber immer nur am Rande von multilateralen Ereignissen, obwohl sich der Japaner im Interesse der japanischen Wirtschaft immer wieder um einen Zweiergipfel bemüht hatte. China ist Japans zweitwichtigster Handelspartner, viele Unternehmen haben große Summen im Reich der Mitte investiert. Aber China wollte die Eiszeit, die 2012 mit einem Inselstreit im Ostchinesischen Meer begann, nicht beenden, weil der Konservative Abe den Einfluss von China in Asien begrenzen und das japanische Militär stärken will. Peking befürchtet IsolierungDoch der Handelsstreit mit den USA ließ die Führung in Peking umdenken. Aus Furcht vor einer internationalen Isolierung sucht Präsident Xi die Nähe zur Europäischen Union, zu Russland und eben auch zu Japan. Eine konkrete Sorge von China bestehe darin, dass die USA den handelspolitischen Spielraum von China einengen wollen, erläuterte Wu Junhua, Leiterin des Japan Research Institute in Tokio.Im Nafta-Nachfolgeabkommen für Nordamerika, das vor Kurzem vereinbart wurde, gebe es eine gegen China gerichtete Klausel, wonach Kanada und Mexiko eigene Freihandelsverträge mit Staaten, die nicht als Marktwirtschaft eingestuft sind, nur mit Zustimmung der USA abschließen dürfen. Eine solche Sperrklausel könnten die USA auch bei den Verhandlungen über neue Handelsverträge mit der EU und Japan durchsetzen, meinte Wu. Die USA zwängen ihre Verbündeten so dazu, sich für oder gegen China zu entscheiden.Japan will den Politikwechsel in Peking nutzen, um die Wirtschaftsbeziehungen zu China neu aufzustellen. Im ersten Schritt soll die Entwicklungshilfe enden, die auf den Freundschaftsvertrag von 1978 zurückgeht. Damit erkennt Japan den Aufstieg von China zu einer entwickelten Industrienation an. Im zweiten Schritt möchte Japan zusammen mit China Infrastrukturprojekte in Drittländern realisieren. Mehr als 30 solcher Projekte sollen bei einem Forum während des Gipfels unterzeichnet werden. Deswegen reisen Hunderte von Managern zusammen mit Abe nach Peking.Die japanische Finanzzeitung “Nikkei” sprach von “Dutzenden” grenzüberschreitenden Abmachungen, die den Gipfel wirtschaftlich ertragreich machen sollen. So will die Finanzgruppe Mizuho gemeinsam mit der chinesischen Citic Group und der China Export & Credit Insurance Infrastrukturprojekte finanzieren. Dabei geht es um Projekte für über 100 Mrd. Yen (770 Mill. Euro) in Afrika und Südostasien. Die Investmentbank Nomura plant einen Fonds mit der staatlichen China Investment Corp., an dem sich auch drei japanische Finanzgruppen beteiligen werden. Das Kapital soll junge Unternehmen in beiden Ländern finanzieren.