Trump-Effekt sorgt für besonders kräftige China-Exporte
Trump-Effekt sorgt für besonders kräftige China-Exporte
Ausfuhren in die USA wachsen im Dezember wieder zweistellig – Goldman Sachs rechnet nicht mit extremen Strafzöllen
nh Schanghai
Chinas Exportmaschinerie ist zuletzt noch einmal kräftig in Fahrt gekommen. Vor dem Hintergrund des baldigen Amtsantritts von Donald Trump, der massive Strafzollmaßnahmen gegenüber chinesischen Ausfuhren in die USA und Lieferkettenstörungen befürchten lässt, kommt es zu Vorzieheffekten bei der Erfüllung von Exportaufträgen.
Fieberhafte Aktivität
Die neuen Daten der Pekinger Zollverwaltung zeigen für Dezember denn auch einen überraschend kräftigen Anstieg der Ausfuhren um 10,7% gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Experten hatten nur mit einem Plus von gut 7% gerechnet. Angesichts der fieberhaften Verschiffungsaktivität vor dem Präsidentenwechsel kletterten die Exporte Richtung Vereinigte Staaten im vergangenen Monat überproportional kräftig um 15,6% gegenüber Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2024 allerdings reduziert sich die Zuwachsrate der chinesischen US-Exporte auf knapp 5%.
Mehr Südostasien, weniger EU
Ebenfalls sehr kräftig vorangekommen sind Chinas Ausfuhren in die südostasiatischen Apec-Staaten. Hier sah man Anstiege von 19% im Dezember und 12% für das gesamte zurückliegende Jahr. Auch dabei dürfte der Trump-Faktor eine treibende Rolle spielen. Chinesische Firmen lassen nämlich zunehmend Halbfertigprodukte in südostasiatischen Ländern weiterverarbeiten, um sie dann erst in Umgehung von Strafzollbelastungen und chinabezogenen Handelshindernissen weiter nach Amerika zu bringen.
Deutlich weniger lebhaft zeigt sich indes Chinas Warenverkehr mit dem EU-Länderblock. Im Dezember sind die Exporte nach Europa zwar kräftig um 8,8% angesprungen, über das Jahr 2024 hinweg sieht man jedoch einen ernüchternden und im historischen Vergleich eher ungewohnten Rückgang um 4,4%.
Gewaltiger Handelsüberschuss
In der Jahresstatistik für 2024 kamen die chinesischen Ausfuhren insgesamt um 5,9% gegenüber dem Vorjahr voran und summieren sich auf einen Wert von 3,58 Bill. Dollar (3,5 Bill. Euro). Damit leistete Chinas Exportindustrie einen wesentlichen Wachstumsbeitrag für die mit hartnäckigen Konjunkturproblemen und Deflationsgefahren konfrontierte weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft. Angesichts latenter Nachfrageschwäche und Konsumzurückhaltung im Binnenmarkt wuchsen Chinas Importe auf Jahressicht nur sehr bescheiden um 1,1% auf 2,59 Mrd. Dollar. Dies führt zu extrem hohen chinesischen Handelsüberschüssen von knapp 105 Mrd. Dollar im zurückliegenden Monat und 992 Mrd. Dollar über das Jahr 2024 hinweg.
Hoffnung auf Zurückhaltung
Im Nachgang zu den US-Wahlen hatte Trump damit gedroht, chinesische Einfuhren in die USA kategorisch mit Strafzöllen in Höhe von bis zu 60% zu belegen. Mittlerweile gibt es allerdings Anzeichen dafür, dass die neue US-Administration zumindest in der Anfangszeit mit wesentlich geringeren Strafzollaufschlägen gegenüber China aufwarten wird.
In einer aktuellen Research-Notiz der Investmentbank Goldman Sachs heißt es, Washington werde wahrscheinlich selektiver vorgehen, als von Trump zunächst angedroht. Man gehe davon aus, dass nur einige Produktkategorien künftig mit Strafzöllen von 60% belegt würden. Insgesamt veranschlage man die Strafzollhöhe im Durchschnitt des chinesischen Exportwarnspektrums auf etwa 20%.