Trump kritisiert Fed
In einem krassen Bruch mit politischen Konventionen, wonach Regierungen die Unabhängigkeit der Notenbank respektieren, hat US-Präsident Donald Trump erneut Kritik an den von der Fed beschlossenen Zinserhöhungen geübt. Zuvor zeigte sich Trump enttäuscht über Notenbankchef Jerome Powell. det Washington – Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage hat US-Präsident Donald Trump versucht, sich in die Geldpolitik der Notenbank einzumischen. In einem Interview sagte er, dass er “nicht begeistert” darüber sei, dass die Fed mehrmals an der Zinsschraube gedreht habe. Die Entscheidungsträger in der Zentralbank “sollten tun, was gut für das Land ist”, meinte er und fügte hinzu, dass die Fed “mir etwas helfen sollte”, um den Aufschwung zu stützen und ein Andauern der Aktienhausse sicherzustellen.Wenige Tage zuvor hatte sich Trump anlässlich einer Wahlspendenveranstaltung vor Geldgebern über die Beschlüsse der Notenbank beschwert. Enttäuscht sei er insbesondere deswegen, weil ihm Berater vor Powells Nominierung versichert hatten, dass “er billiges Geld mag”, der oberste Währungshüter dann aber bald nach seiner Amtseinführung begonnen habe, Anhebungen des Leitzinses zuzustimmen. Nach Darstellung eines der Sponsoren, der nicht namentlich zitiert werden wollte, “machte er eine Anspielung auf die robuste Konjunktur und stellte in Frage, warum man vor diesem Hintergrund höhere Zinsen benötige”. Auch soll der Präsident bei dem Auftritt sein “Bedauern” darüber zum Ausdruck gebracht haben, dass er Powell als Nachfolger von Janet Yellen an die Notenbankspitze berief. Für Aufsehen hatte der Präsident vor fast genau einem Monat gesorgt, als er erstmals ausführlich zu der Politik der Fed Stellung bezog. In einem Fernsehinterview bekräftigte er, “nicht glücklich” über die jüngsten Entscheidungen des Offenmarktausschusses (FOMC) zu sein. Das FOMC hat seit Trumps Amtseinführung die Zielzone für den Leitzins von 0,5 bis 0,75 % auf 1,75 bis 2,0 % angehoben. “Jedes Mal, wenn die Wirtschaft stärker wird, wollen sie wieder die Zinsen erhöhen”, lamentierte der Präsident. Während er im Juli noch betonte, dass er trotz seiner Unzufriedenheit den Währungshütern nicht ins Handwerk pfuschen wolle, scheint sich mittlerweile ein Sinneswandel abgezeichnet zu haben. Falls das FOMC am eingeschlagenen Kurs festhalte und die Zügel noch straffer ziehe, werde er auch weiterhin Kritik üben, warnte Trump nun. Kaplan erwartet Zinsschritte Der US-Währungshüter Robert Kaplan rechnet ungeachtet der Kritik von Trump am Kurs der Notenbank (Fed) mit drei bis vier weiteren Zinsanhebungen. Die Zentralbank sollte angesichts von Vollbeschäftigung und einer Inflation auf der Zielgeraden mit ihrem Vorhaben weiterer behutsamer Zinserhöhungen in den nächsten neun bis zwölf Monaten voranschreiten, schrieb der Präsident der Fed von Dallas in einem Essay, der von dem regionalen Ableger am Dienstag veröffentlicht wurde.Seitens der Fed gab es erwartungsgemäß keine Stellungnahme zu den Aussagen des Präsidenten. Umso schärfer kritisierten dafür Analysten Trumps Bemerkungen, in denen sie den dreisten Versuch sehen, die Geldpolitik zu politischen Zwecken zu manipulieren. Donald Kohn, der 40 Jahre im Dienst der Fed stand und 2010 sein Amt als Vizechef niederlegte, befürchtet Folgen für die Transparenz der Institution, die während der vergangenen Jahre erkennbar zugenommen hatte. Angesichts der Gespaltenheit der Nation könnte der Versuch, Zinsentscheidungen zu politisieren, “die Fähigkeit der Fed beeinträchtigen, ihre Entscheidungen zu kommunizieren”, sowohl gegenüber den Märkten als auch der Öffentlichkeit, meinte Kohn. Darüber hinaus könne es zu einem Vertrauensverlust sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Kongress kommen. Während der vergangenen Jahre hatte es seitens konservativer Republikaner bereits mehrere Versuche gegeben, die Autonomie der Notenbank und in einigen Fällen sogar deren Existenzberechtigung in Frage zu stellen.Zwar haben Trumps Wirtschaftsberater nach eigener Darstellung ihm immer wieder nahegelegt, von Angriffen auf die Notenbank und deren Zinsbeschlüssen Abstand zu nehmen. In Gesprächen und Interviews betonen sie auch, dass der Präsident das Konzept einer unabhängigen Fed verstehe und respektiere. Die Beschwichtigungsversuche stehen aber in direktem Kontrast zu Trumps kritischen Äußerungen, zu denen er sich mittlerweile dreimal hat hinreißen lassen. Einflussnahme nicht seltenNach Ansicht von Lindsey Piegza, Chefvolkswirtin bei Stifel Fixed Income, “stellen seine Aussagen die Autonomie der Notenbank in Frage”. Gleichwohl weisen andere Experten darauf hin, dass auch einige andere Präsidenten versucht haben, politischen Druck auf die Zentralbank auszuüben, wenn auch nicht so durchschaubar und dreist wie Trump. Sowohl unter dem demokratischen Präsidenten Lyndon Johnson als auch unter dem Republikaner Richard Nixon wurde der Versuch, die Fed zu einer Lockerung ihres Kurses zu bewegen, für die hohe Inflation der darauf folgenden Jahre verantwortlich gemacht.