Trump-Schock bleibt aus

Konjunktur im Euroraum zeigt sich auch nach der US-Wahl robust

Trump-Schock bleibt aus

Ungeachtet aller politischen Unsicherheiten beweist die Konjunktur im Euroraum auch im November Stärke. Die Markit-Umfrage, die komplett nach der US-Präsidentenwahl erhoben wurde, ergibt für den Einkaufsmanagerindex den höchsten Stand seit Dezember 2015.ba Frankfurt – Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten kam zwar überraschend und hat viele Unsicherheiten ausgelöst, etwa wegen seiner Wahlkampfaussagen, Freihandelsabkommen zurückdrehen zu wollen. Doch der Konjunktur im Euroraum hat dies bislang nicht allzu viel anhaben können. So ist der vorläufige Wert des Industrie- und Dienstleistungsunternehmen umfassenden Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite für den Euroraum im November um 0,8 auf 54,1 Punkte gestiegen (siehe Grafik). Das Barometer liegt damit weiter über der 50-Punkte-Marke und signalisiert Wachstum. Und “vieles deutet sogar darauf hin, dass sich das Wachstum weiter beschleunigen wird”, kommentiert Markit-Chefökonom Chris Williamson das Ergebnis der monatlichen Umfrage, die vom 11. bis 22. November und somit vollständig nach der US-Wahl erhoben wurde.”Die über das ganze Jahr hinweg bestehende hohe politische Unsicherheit konnte die Stimmung bei den Unternehmen bislang nicht trüben”, urteilt Deka-Ökonom Christian Melzer. Und auch wenn das Ergebnis der US-Wahl exportorientierte Unternehmen zunächst etwas verunsichert habe – der Trump-Schock sei ausgeblieben, sagt Stefan Kipar von der BayernLB. Auffällig für ihn war, dass die Unternehmen in Deutschland und Frankreich recht deutlich von steigendem Preisdruck und Kapazitätsengpässen berichteten. Williamson fand besonders erfreulich, dass die Aufträge so stark zugenommen haben wie zuletzt im Mai 2011 und die Unternehmen daher die Kapazitäten ausweiteten, “was den zweithöchsten Beschäftigungszuwachs seit der globalen Finanzmarktkrise nach sich gezogen hat”. Preisdruck dürfte steigenWilliamson erwartet eine weitere Intensivierung des Preisdrucks. Dies dürfte Freude in der Europäischen Zentralbank (EZB) auslösen, die eine Inflationsrate von nahe 2 % anstrebt. Dieses Ziel werde in den kommenden Monaten allerdings nicht nachhaltig erreicht werden, fürchtet Kipar. Im Markt wird erwartet, dass die EZB auf ihrer Dezember-Sitzung eine Verlängerung des Anleihenkaufprogramms beschließen wird. Christoph Weil von der Commerzbank rechnet mit einer Verlängerung um sechs Monate bis September 2017. Auch bezweifelt er, dass das höhere Wachstum nachhaltig ist. Neben der Schwellenländerschwäche mahne die hohe private Verschuldung im Euroraum zur Vorsicht.Mit Blick auf die Sektoren kam der Hauptimpuls von der Industrie, deren Stimmung auf den höchsten Stand seit fast drei Jahren geklettert ist; der Indikator der Dienstleister stieg auf ein Jahreshoch. Länderbezogen steht dem Plus in Frankreich ein Rückgang in Deutschland gegenüber – der Zuwachs des Composite PMI kommt demzufolge vor allem aus Spanien und Italien, deren Daten erst am 5. Dezember zusammen mit dem finalen PMI veröffentlicht werden.