Trump stärkt Johnson den Rücken
Donald Trump hat sich hinter den ehemaligen britischen Außenminister Boris Johnson gestellt, der Premierminister werden will. Schatzkanzler Philip Hammond kündigte derweil an, ein Misstrauensvotum der Opposition zu unterstützen, sollte Mays Nachfolger einen “No Deal”-Brexit anstreben.hip London – US-Präsident Donald Trump hat sich im Rennen um die Nachfolge der britischen Premierministerin Theresa May hinter den ehemaligen Außenminister Boris Johnson gestellt und Nigel Farage gelobt. “Nigel Farage ist ein Freund von mir”, sagte Trump. “Boris ist ein Freund von mir.” Beide gehörten zu den Guten und seien “sehr interessante Leute”. Er habe nicht darüber nachgedacht, sie zu unterstützen. Vielleicht sollte er sich auch heraushalten, gab er zu, “aber ich habe viel Respekt für diese Männer”. Vieles spricht dafür, dass sich ein Brexit-Befürworter wie Johnson im Kampf um die Parteiführung und damit das Amt des Premierministers durchsetzen wird.Schatzkanzler Philip Hammond machte jedoch in einem Interview klar, wie tief die Gräben im Kabinett sind. Er sei dagegen, aus freien Stücken einen harten Brexit anzustreben, sagte Hammond dem Sender Sky News. “Das ist nicht im Interesse Großbritanniens. Damit würde man große Risiken für die Einheit unseres Landes, für die Sicherheit und natürlich auch für die Wirtschaft eingehen”, sagte Hammond. Auf die Frage, ober er im Falle eines Misstrauensvotums gegen eine Regierung stimmen würde, die einen “No Deal”-Brexit anstrebe, sagte er: “Das nationale Interesse steht über dem Parteiinteresse. Und wenn ich vor eine schwere Wahl gestellt werden sollte, werde ich das tun, von dem ich glaube, dass es im nationalen Interesse ist.” Tatsächlich wird damit gerechnet, dass eine ganze Reihe von Brexit-Gegnern in diesem Fall mit der Opposition stimmen würde. Jeremy Corbyn unter DruckLabour-Chef Jeremy Corbyn steht unter erheblichem Druck seitens der Mehrheit der Mitglieder, klar gegen einen EU-Austritt Position zu beziehen. Er sagte zuletzt, mit Blick auf einen möglichen harten Brexit und einen neuen Tory-Premier “ohne Mandat” seien Neuwahlen oder ein erneutes Referendum der “einzige Ausweg”. Labour ist allerdings tief gespalten. In den klassischen Arbeitervierteln wird der Partei vorgeworfen, zur Partei der städtischen Mittelklasse geworden zu sein. In den alten Hochburgen im englischen Norden stimmten ihre Wähler mit großer Mehrheit für den Brexit. Labour kann auf diese Wahlkreise nicht verzichten, will die Partei Wahlen gewinnen. Aber Corbyns Position wackelt. Tony Blairs ehemaliger Spindoktor Alastair Campbell wurde von ihm aus der Partei ausgeschlossen, nachdem er verkündet hatte, bei der Wahl zum EU-Parlament für die Liberaldemokraten gestimmt zu haben. Seitdem erfuhr Campbell eine Menge Unterstützung aus der Unterhausfraktion. Es meldeten sich zudem mehr und mehr führende Labour-Politiker zu Wort, die ebenfalls anderen Parteien ihre Stimme gaben – der ehemalige Innenminister Charles Clarke den Liberaldemokraten, Ex-Verteidigungsminister Bob Ainsworth den Grünen. Dass der Ausschluss Campbells nun noch einmal überprüft werden soll, zeugt von der Schwäche des Parteichefs.Unterdessen wurde bekannt, wie sich die Werksferien ausgewirkt haben, mit denen Autohersteller mögliche Probleme rund um das ursprüngliche Austrittsdatum abfedern wollten. Wie der britische Autoverband SMMT (Society of Motor Manufacturers and Traders) mitteilte, ging die Kfz-Produktion im April um 45 % zurück. Der Autolobby zufolge lassen sich die für den 29. März ergriffenen Vorsichtsmaßnahmen für den neuen Termin am 31. Oktober nicht wiederholen. “Die heutigen Zahlen sind ein Beleg für die enormen Kosten und die Verwerfungen, die den Firmen und Mitarbeitern der britischen Autobranche durch die Brexit-Ungewissheit bereits auferlegt worden sind”, sagte SMMT-Chef Mike Hawes. Die anhaltende Instabilität sorge zudem für nicht berichtete Schäden. Die Angst vor einem “No Deal” behindere den Fortschritt, bringe die Investitionstätigkeit zum Erliegen und beschädige den weltweiten Ruf der britischen Autoindustrie. Deshalb müsse die Option, die EU ohne jede Übereinkunft mit Brüssel zu verlassen, sofort und für immer vom Tisch genommen werden.