Trump und der interne Machtkampf
Die zahlreichen demokratischen Herausforderer, die ihm den Chefsessel im Oval Office des Weißen Hauses streitig machen wollen, hat US-Präsident Donald Trump schon seit Monaten mit persönlichen Angriffen überschüttet. Nun ist Trump aber auf die kleine Gruppe von Republikanern aufmerksam geworden, die ihm sogar die Spitzenkandidatur in der eigenen Partei nehmen wollen.Schonungslos zieht er nun über ein Trio von potenziellen Anwärtern auf die Präsidentschaft vom Leder. Zuletzt mokierte sich der Präsident über seine Parteifreunde als die “Three Stooges”, die Darsteller in einer legendären Slapstick-Serie aus dem US-Fernsehen. Dabei könnte mindestens einer der “Narren”, die Trump belächelt, ihm tatsächlich Kopfzerbrechen bereiten.Kaum Notiz genommen hatten die Medien im April von der Ankündigung des früheren Gouverneurs von Massachusetts, William Weld, den Präsidenten herausfordern zu wollen. Völlig zu Recht, wie sich herausstellt. Denn Weld ist in seinen Positionen zu moderat und als Persönlichkeit vergleichsweise blass, so dass ihm aktuelle Wählerbefragungen in einem parteiinternen Duell gegen Trump keine Chance geben.Mit einer Präsidentschaftskandidatur liebäugelt auch Mark Sanford, der früher Gouverneur von South Carolina war. Sanford machte 2009 Schlagzeilen, als er plötzlich spurlos verschwand. Seinen Mitarbeitern hatte er gesagt, dass er sich zu einer mehrtägigen Wanderung in die Appalachen zurückgezogen habe. Später stellte sich aber heraus, dass der verheiratete Sanford sich in Wirklichkeit nach Buenos Aires zu Schäferstündchen mit seiner argentinischen Liebhaberin zurückgezogen hatte. In dem konservativen, von gottesfürchtigen Evangelikalen geprägten Südstaat kam das nicht gut an.Wiedergewählt wurde er folglich nicht. Zu unterschätzen wäre Sanford aber schon deswegen nicht, weil er sich nach dem schlagzeilenträchtigen Skandal als politisches Stehaufmännchen erwies: Zwei Jahre später wurde er nämlich ins Repräsentantenhaus gewählt und vertrat dort seinen Heimatstaat bis Januar. *Unangenehm könnte dem Präsidenten vor allem der ehemalige Kongressabgeordnete Joe Walsh aus Illinois werden. Ähnlich wie viele Demokraten glauben, dass der frühere Vizepräsident Joe Biden die beste Chance hätte, Trump zu entthronen, weil er eine ähnliche Sprache spricht und dieselben Wählergruppen mobilisieren kann, gilt dasselbe für den früheren Talkshow-Moderator Walsh.Dank der Unterstützung des rechtsgerichteten Tea-Party-Flügels der Republikaner wurde Walsh ins Repräsentantenhaus gewählt, wo er sich aber nur zwei Jahre lang halten konnte. Tweets, die Walsh ins Cyberspace abgefeuert hat, lesen sich so, als hätte sie der Präsident selbst in sein Smartphone gehämmert: Keiner könne ihm das Recht nehmen, “Barack Obama einen Muslim zu nennen”, twitterte Walsh. Auch hat er ähnlich wie Trump Kriegshelden belächelt und zögert nicht mit persönlichen Beleidigungen. Kein Wunder also, dass Walsh einst zu den größten Verfechtern des damaligen Kandidaten Trump zählte.Zwischenzeitlich hat sich das Blatt aber dramatisch gewendet. Auf Twitter beschimpfte Walsh den Präsidenten als “dünnhäutigen Egomanen”. Als er am Sonntag seine Kandidatur bekannt gab, bezeichnete er Trump als “Desaster” und meinte, die Republikaner würden eine haushohe Niederlage erleiden, sollte der Präsident erneut Spitzenkandidat werden. Ernsthafte Chancen, Trump den Rang abzulaufen, hat er nicht. Irritieren könnte Walsh den Präsidenten aber deswegen, weil er pausenlos im Fernsehen auftritt und versprochen hat, so lange gegen Trump zu wettern, bis er ihn zur Weißglut bringt. Das wiederum scheint zu gelingen.Weld nimmt der Präsident ohnehin nicht ernst. Sanford verspottete der Präsident aber als “Mr. Appalachian Trail”, und Walsh beschimpfte er als “schlechten Abgeordneten, der anschließend als Radiomoderator versagt hat”. Es müsste kein Problem sein, die anderen Republikaner alle spielend zu besiegen, gab sich Trump siegessicher. Das mag sein, aber unter die Haut gehen dem Präsident die Herausforderer allemal.