Trumps Kabinett der Jasager füllt sich
Während Millionen Amerikaner sich anschicken, das ebenso besinnliche wie auch kommerzialisierte Thanksgiving mit Familie, Freunden, Football und ausgiebigem Truthahnessen zu feiern, wird US-Präsident Donald Trump das viertägige Wochenende auf seinem weitläufigen Feriensitz Mar a Lago in Florida verbringen. Weil Trump nach eigenen Angaben aber rund um die Uhr arbeitet, muss natürlich auch Dienstliches erledigt werden. Nachdem er vor dem Abflug versucht hatte, einen Schlussstrich unter die Debatte um die Rolle des saudiarabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman bei der Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi zu ziehen, dürften unter anderem wichtige Personalentscheidungen auf der Tagesordnung stehen. “Vielleicht hat er es getan, vielleicht auch nicht!”, quittierte Trump Erkenntnisse des Geheimdienstes CIA, wonach bin Salman der Drahtzieher hinter dem brutalen Mord gewesen sei. Auf die politischen und geschäftlichen Beziehungen zu dem Königreich werde dies aber so oder so keinen Einfluss haben.Auch versuchte der Präsident, eine weitere politische Bürde abzuschütteln. Kurz zuvor hatten seine Anwälte Sonderermittler Robert Mueller Trumps Antworten auf einige von dessen Fragen übermittelt. Zu glauben, dass er sich damit den Sonderermittler vom Hals halten kann, wäre allerdings naiv. Schließlich hat der Präsident nur Fragen im Zusammenhang mit russischen Wahlmanipulationen beantwortet. Mueller interessiert aber mittlerweile viel mehr, inwieweit Trump seit seinem Amtsantritt Behinderung der Justiz begangen haben könnte, und Anschlussfragen werden zweifellos folgen. So oder so hat Trump beide lästigen Themen für beendet erklärt und dürfte sich jetzt wieder Personalfragen zuwenden. Diese könnten jedenfalls dazu führen, dass sein designiertes Kabinett der Jasager, das mit Außenminister Mike Pompeo und Justizminister Matt Whitaker bereits zwei einflussreiche Vertreter hat, weiter vervollständigt wird. Von der Entlassungswelle könnten nun Innenminister Ryan Zinke, Stabschef John Kelly sowie Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen erfasst werden. Der Präsident ging vor seiner Abreise aber ein ganzes Stück weiter und ließ durchblicken, dass er daran denke, zahlreiche Schlüsselpositionen im West Wing neu zu besetzen, offenbar bis zu einem halben Dutzend. Unter anderem wackelt der Stuhl von Innenminister Zinke, der anders als Leiter des gleichnamigen Ressorts in Deutschland für Amerikas Nationalparks und Denkmäler zuständig ist. Wie auch anderen Mitgliedern von Trumps Kabinett wurde ihm wiederholt vorgeworfen, auf Kosten der Steuerzahler luxuriöse Privatreisen zu machen. Für Furore sorgten auch Berichte, wonach Zinke freizügig aus dem Budget des Innenministeriums schöpfte und für 139 000 Dollar neue Türen für sein Büro installieren ließ.Prominentestes Opfer des nächsten Köpferollens könnte allerdings Kelly sein. Er und Pentagon-Chef James Mattis gelten als zwei der letzten kühlen Köpfe im Weißen Haus. Oder, wie es in Washington treffend heißt, die Generäle zählen “zu den wenigen Erwachsenen im Raum”, wenn sich der Präsident mit Beratern trifft. Die eiserne Disziplin der beiden Karrieresoldaten stellt einen krassen Kontrast dar zu Trumps unkontrollierten Entgleisungen und impulsiven politischen Entscheidungen. Der Job des Verteidigungsministers scheint nicht in Gefahr. Sollte Kelly aber die Segel streichen, dann wird spekuliert, dass Mattis ihm bald danach freiwillig folgen könnte. Wer würde aber in einem Beraterkreis, der sich zunehmend aus Jasagern zusammensetzt, denen der Mut fehlt, dem Präsidenten die Stirn zu bieten, nachrücken? Klarer Favorit für Kellys Nachfolge wäre Nick Ayers, ein ausgewiesener Trump-Loyalist, welcher derzeit Stabschef bei Vizepräsident Mike Pence ist. Er ist auch ein enger Freund von Trumps Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner, die hinter den Kulissen immer mehr Fäden in die Hand zu nehmen scheinen. Zyniker mutmaßen schon, dass Tochter und Schwiegersohn bald selbst Jobs als Minister bekommen könnten, was streng genommen gegen das Gesetz verstoßen würde. Für den 45. Präsidenten wohl kaum ein Grund, bei seinem Kabinett der Jasager irgendwelche Abstriche zu machen.