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Trumps Kandidat übernimmt die Entwicklungsbank

Von Andreas Fink, Buenos Aires Börsen-Zeitung, 15.9.2020 Der kubanischstämmige Mauricio Claver-Carone ist zum Präsidenten der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) gewählt worden. Er ist damit der erste US-Vertreter an der Spitze der 1959...

Trumps Kandidat übernimmt die Entwicklungsbank

Von Andreas Fink, Buenos AiresDer kubanischstämmige Mauricio Claver-Carone ist zum Präsidenten der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) gewählt worden. Er ist damit der erste US-Vertreter an der Spitze der 1959 gegründeten Institution mit Sitz in Washington. Donald Trumps Kandidat erhielt in der virtuellen Abstimmung die Zustimmung von 30 Mitgliedervertretern. 16 Repräsentanten enthielten sich. Darunter Argentinien und Mexiko, die beiden Länder, die in den letzten Monaten versucht hatten, die Abstimmung auf einen Termin im kommenden Februar zu verschieben, in der Hoffnung, dass ein Machtwechsel in Washington einen Nordamerikaner auf dem bedeutungsvollen Posten verhindern könne.Die Weg für Claver-Carone wurde frei, nachdem Argentinien vorigen Donnerstag die Frist verstreichen ließ, um einen Gegenkandidaten zu präsentieren. Lange hatte Präsident Alberto Fernández seinen engen Berater Gustavo Béliz empfohlen. Doch in letzter Minute gab er die Blockade auf und verzichtete auf die Kandidatur. Offenbar haben die USA deutlich signalisiert, dass Buenos Aires Washingtons Zuspruch nicht auf Spiel setzen solle, wenn es in den kommenden Monaten den Rekordkredit mit dem Internationalen Währungsfonds umschulden möchte.In Mexikos Regierung vermuten nun einige diskrete Absprachen. Diese Gerüchte könnten sich verdichten, falls Claver-Carone einen Spitzenposten an einen Argentinier vergeben sollte. Darüber spekulieren Medien in Mexiko. Die vollständige Struktur der IDB soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden.Der neue IDB-Chef Claver-Carone, vor 44 Jahren als Sohn kubanischer Flüchtlinge in Miami geboren und in Madrid aufgewachsen, ist bekannt für seinen frontalen Kampf gegen das Castro-Regime und dessen Verbündete in Venezuela. Tatsächlich war der Anwalt, ehe er Beamter unter Trump wurde, für seinen Blog “Capitol Hill Cubans” bekannt, in dem er sämtliche Annäherungsschritte Barack Obamas an Havanna kritisierte. Er trat 2016 Donalds Trumps Übergangsteam bei. Seit September 2018 ist er Sonderassistent des Präsidenten und leitet in dessen Sicherheitsrat das Büro für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre. Vom Weißen Haus aus hat er eine Initiative namens “Growth in the Americas” gestartet, die das Wachstum der lange schon stagnierenden Region vorantreiben soll.Genau das soll Claver-Carones Programm für sein fünfjähriges Mandat sein. Regierungen, die Trumps Kandidaten von Anfang an unterstützten, erwarten, dass der US-Präsident nach seiner Wiederwahl die IDB zum zentralen Werkzeug eines großes Wiederaufbauprojektes für die Zeit nach der Pandemie machen könnte, ähnlich dem Marshallplan in Europa nach dem Krieg. Nun heißt der Widersacher nicht Sowjetunion, sondern China.Asiens Riese baute in den letzten Jahren seinen Einfluss im südlichen Amerika stetig aus und könnte das Tempo nun angesichts der akuten Misere in der Region wieder verschärfen. Argentiniens Senat billigte in seiner letzten Sitzung ein Projekt der Vizepräsidentin Cristina Kirchner, um das Land in das Kreditsystem der chinesischen “Seidenstraße” aufzunehmen. Kirchner hatte bereits vor sechs Jahren als Präsidentin die Einrichtung einer chinesischen Weltraum-Beobachtungsstation genehmigt und dafür 200 Hektar Wüste für 50 Jahre überlassen. China braucht Lateinamerika vor allem für die Sicherstellung seiner Lebensmittelversorgung.