China-USA

Trumps Rückkehr setzt Peking unter Stimulierungsdruck

Mit Donald Trump im Weißen Haus muss China Rückschläge im Außenhandel befürchten. Dies erfordert zusätzlichen Konjunkturanregungsbedarf.

Trumps Rückkehr setzt Peking unter Stimulierungsdruck

Trumps Rückkehr setzt Peking unter Stimulierungsdruck

Sorge um Handelskonflikte und Exporteintrübung

nh/mpi Schanghai/Frankfurt

Dezidiert negative Marktreaktionen in China auf den Ausgang der US-Wahlen geben einen ersten Vorgeschmack auf neue konjunkturelle Herausforderungen im Reich der Mitte. Mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus verbindet sich neben den Sorgen über verstärkte geopolitische Spannungen die konkrete Erwartung einer ernsten Beeinträchtigung der chinesischen Außenhandelsdynamik.

Hohe Strafzölle zu erwarten

Trump hatte im Wahlkampf die Absicht verkündet, die Einfuhr von chinesischen Produkten in die USA mit Strafzöllen von bis zu 60% zu belegen. Dies würde eine schwere Belastung für die chinesische Exportindustrie darstellen. Diese hatte im laufenden Jahr vor dem Hintergrund einer schwächelnden Binnennachfrage wesentlich dazu beigetragen, stärkere Bremseffekte für das chinesische Wirtschaftswachstum zu verhindern.

Kräftiger Tagesverlust

Eine besonders prägnante erste Reaktion sah man am Devisenmarkt. Am Dienstag fiel der chinesische Yuan mit zunehmender Gewissheit eines Wahlsieges von Trump sukzessive gegenüber dem Dollar zurück. Im Onshore-Handel wurde das Minus nach konzertierten Dollar-Verkäufen seitens staatlicher Großbanken auf Minus 0,9% begrenzt. Im Hongkonger Markt schwächte sich der Kurs des Offshore-Yuan jedoch um 1,3% ab, was den höchsten Tagesverlust seit mehr als zwei Jahren bedeutet.

Aktien geben nach

Auch am Aktienmarkt hat der Wahlausgang die Investorenstimmung getrübt. An der Hongkonger Börse fiel der Leitindex um 2,2% zurück. Auf dem Festland gaben die im CSI-300-Index vertretenen Blue Chips allerdings nur um 0,5% nach. Dabei spielen Hoffnungen der Investoren eine Rolle, dass die chinesische Regierung in Vorbereitung auf eine unsicherere außenwirtschaftliche Lage gegensteuern wird. Die Erwartungen gehen dahin, dass in der Endabstimmung befindliche Pläne für einen dezidierten fiskalischen Impuls im Zweifelsfall nun noch weiter aufgestockt werden.

Stimulus-Ansage tut not

Peking war es Ende September gelungen, mit einer Reihe von Stimulus-Akzenten, darunter insbesondere Zinssenkungen, eine gewaltige Aktienhausse zu generieren. Allerdings wurden Erwartungen über großangelegte fiskalische Impulse bislang enttäuscht. Um das Marktsentiment weiter zu stabilisieren, beziehungsweise einen neuerlichen Stimmungseinbruch zu verhindern, bedarf es einer Ansage von Stimuli, die sich mit einem wuchtigen Ausgabenprogramm verbinden.

News am Freitag

Im Wochenverlauf tagt der Ständige Ausschuss des Volkskongresses zu dieser Angelegenheit und wird aller Voraussicht zum Abschluss der Sitzungen am Freitag entsprechende Ankündigungen machen. Diese dürften den Umfang des fiskalischen Paketes anhand der Freigabe für Sonderanleihen zur Finanzierung von Ausgabenprogrammen deutlicher machen.

Fokus auf Konsumanregung

Analysten hatten im Vorfeld der US-Wahl gemutmaßt, dass die chinesische Regierung im Falle eines Trump-Sieges den Umfang um bis zu 20% ausweiten könnten. Bei Goldman Sachs geht man davon aus, dass Peking angesichts eingetrübter Außenhandelsperspektiven die Stimulierungsakzente stärker in Richtung einer Anregung des Binnenkonsums lenken wird. Dabei dürften sozialpolitische Maßnahmen zur Einkommensstützung eine stärkere Rolle einnehmen.

Der ehemalige deutsche Botschafter in China, Michael Schäfer, warnt derweil vor einer weiteren Schwächung der Welthandelsorganisation (WTO) durch Donald Trump. Dies werde sich besonders für China und Europa konjunkturell negativ auswirken. „Trumps Ansicht nach agiert die WTO gegen die Interessen der USA“, sagte Schäfer am Mittwoch auf einer Online-Veranstaltung der Frankfurt School of Finance and Management.

Bereits jetzt blockiert die USA die Ernennung neuer Richter für das Streitbeilegungssystem der WTO. Eine Reform der Organisation soll unter anderem dieses Problem lösen und die WTO wieder schlagkräftiger machen. Doch die Reformbestrebungen verzögern sich – Trumps Wahlsieg dürfte nicht dazu beitragen, die Reformen zu beschleunigen.

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