Geldpolitik

Türkische Zentralbank drosselt Tempo bei Zinserhöhungen

Die türkische Zentralbank erhöht den Leitzins um 250 Basispunkte und will das Zinsplateau bald erreichen. Allerdings klingt sie dabei weniger zuversichtlich als noch vor einem Monat.

Türkische Zentralbank drosselt Tempo bei Zinserhöhungen

Türkische Zentralbank nimmt Gang raus

Leitzins steigt um 250 Basispunkte auf 42,5 Prozent – Zinsplateau wohl bald erreicht

mpi Frankfurt

Nach vier Zinserhöhungen in Folge um mindestens 5 Prozentpunkte drosselt die türkische Zentralbank ihr Tempo. Der Leitzins steigt um 250 Basispunkte auf nun 42,5%, wie die Notenbank am Donnerstag verkündete. Ökonomen hatten einen solchen Zinsschritt erwartet.

Zudem stimmten die Währungshüter die Finanzmärkte weiter darauf ein, dass das Zinsplateau bald erreicht sein dürfte. „Der Ausschuss geht davon aus, den Straffungszyklus so bald wie möglich abzuschließen“, schreiben die Notenbanker in einer Stellungnahme. In ihrem vorherigen Kommuniqué Ende November hieß es noch, dass es das Ziel sei, „den Straffungszyklus in kurzer Zeit abzuschließen“.

Ökonomen werten die Änderung bei der Formulierung als Zeichen, dass sich die Notenbank nicht mehr so sicher ist, den Straffungszyklus zeitnah zu beenden. Die Notenbanker sind der Ansicht, dass „die restriktive Geldpolitik deutlich nahe an dem Niveau liegt, das zur Etablierung des Desinflationskurses erforderlich ist“, heißt es in der neuen Stellungnahme der Zentralbank. Daher sei ein kleinerer Zinsschritt angemessen.

Inflation bislang nur wenig gesunken

Die türkische Zentralbank hat sich unter der Leitung von Hafize Gaye Erkan vom vorherigen Kurs der lockeren Geldpolitik trotz extrem hoher Inflation verabschiedet. Insgesamt siebenmal ist der Leitzins seit Juni um insgesamt 34 Prozentpunkte gestiegen.

Die Inflation in der Türkei ist trotz der deutlichen geldpolitischen Straffung weiterhin sehr hoch. Im November lag sie bei rund 62%. In den kommenden Monaten steigt sie nach Prognose der Notenbank auf etwa 70%, ehe sie bis zum Jahresende nachlässt. Für Ende 2024 prognostizieren die Volkswirte der Notenbank eine Teuerung von 36%. Das Inflationsziel der türkischen Notenbank liegt bei 5%.

Kräftige Mindestlohnerhöhung

Wie stark der disinflationäre Prozess 2024 ausfällt, dürfte maßgeblich davon abhängen, wie sich die Löhne in der Türkei entwickeln. Im kommenden Jahr steht eine Anpassung des Mindestlohns an, die angesichts von wichtigen Kommunalwahlen üppig ausfallen könnte. Die Regierungspartei AKP hatte bereits in diesem Jahr vor den Präsidentschaftswahlen die Bevölkerung mit Wahlgeschenken bedacht. Dies hat den Inflationsdruck verstärkt, so dass die Teuerung trotz des Kurswechsels der Notenbank noch relativ nahe an ihrem Höhepunkt von 85% im Oktober 2022 liegt.

„Der Umfang der jährlichen Mindestlohnerhöhung im Januar ist besonders wichtig“, sagt Goldman-Sachs-Analyst Basak Edizgil mit Blick auf den weiteren Kurs der türkischen Notenbank. Mehr als ein Drittel der Arbeitskräfte in der Türkei erhalten den Mindestlohn, so dass die Anpassung das Lohnniveau im Land stark beeinflusse. Die Volkswirte von Goldman Sachs und Morgan Stanley halten es in ihren Analysen daher für ratsam, dass die türkische Notenbank den Straffungszyklus nicht zeitnah beendet, sollte der Mindestlohn stärker als erwartet steigen. Die US-Großbanken rechnen mit einer Erhöhung von 40 bis 50%.

Ökonomen erwarten weitere Zinserhöhung

„Dies wird mit ziemlicher Sicherheit nicht die letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus sein“, sagt Cagri Kutman, ein in London ansässiger Türkei-Spezialist bei der Boutique-Bank KNG Securities. „Es gibt noch viel zu tun, um die Inflation einzudämmen, aber der Anleihemarkt ist optimistisch, dass die Türkei auf dem richtigen Weg ist.“ Viele Ökonomen rechnen mit mindestens einer weiteren Zinserhöhung um 250 Basispunkte im Januar – und je nach der Entwicklung des Mindestlohns mit einer zusätzlichen Straffung im weiteren Jahresverlauf.

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