Türkei mit weiterem deutlichen Zinsschritt

Schlüsselsatz sinkt um 325 Basispunkte

Türkei mit weiterem deutlichen Zinsschritt

arp Frankfurt – Die türkische Zentralbank hat am Donnerstag einen weiteren signifikanten Zinsschritt getan. Der Schlüsselsatz wurde um 325 Basispunkte abgesenkt und beträgt jetzt noch 16,5 %. Die heute erfolgte Zinslockerung folgt auf die überraschend deutliche Senkung des Schlüsselsatzes Ende Juli. Damals hatte die Zentralbank den Leitzins von 24 % um 425 Basispunkte auf das bisherige Niveau von 19,75 % nach unten geschraubt.Beide Zinsschritte erfolgten, nachdem der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den bisherigen Chef der Zentralbank, Murat Cetinkaya, gefeuert und an dessen Stelle den bisherigen Stellvertreter Murat Uysal an die Spitze der Notenbank in Ankara gesetzt hatte.Erdogan hatte mehrfach Zinssenkungen gefordert. “Ich habe eine Allergie gegen Zinsen. Ich bin gegen hohe Zinsen”, sagte er noch Anfang des Monats laut der Nachrichtenagentur Reuters. Er hängt der Meinung an, dass Zinssenkungen die Inflation bekämpfen würden, was der gängigen Volkswirtschaftslehre widerspricht. Cetinkaya hatte sich Erdogans Begehr in der Vergangenheit widersetzt.Die jüngste Zinssenkung erfolgt allerdings in einem etwas positiveren wirtschaftlichen Umfeld. So wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um 1,2 %. Das Wachstum wurde unter anderem durch die schwache Landeswährung Lira, die türkische Waren im Ausland billiger macht, wie auch einem besser als erwarteten inländischen Konsum möglich gemacht. Im Vergleich zum Vorjahr schrumpfte die türkische Wirtschaftsleistung in den Monaten April bis Juni allerdings um 1,5 %. Für das laufende Jahr erwarten Ökonomen allenfalls eine Stagnation der Wirtschaftsleistung. Aber auch die Inflationsrate in der Türkei lässt nach. Im August betrug sie 15,01 % nach 16,65 % im Juli.Am Donnerstag reagierte die Lira trotz der Zinssenkung mit Kursgewinnen gegen den Dollar. Die Notenbank habe bei ihrer Entscheidung nicht zum Extrem tendiert, zitiert Reuters die Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen. Dies gebe der Lira Auftrieb. Bei zurückgehender Inflation gebe es Raum für weitere Zinssenkungen.