GELDPOLITIK IM FOKUS

Türkische Notenbank bekennt sich zu erhöhten Leitzinsen

Ankündigung festigt Erholungskurs der Lira

Türkische Notenbank bekennt sich zu erhöhten Leitzinsen

rec Frankfurt – Mit einem Bekenntnis zu einer straffen Geldpolitik hat die türkische Zentralbank der Lira weiteren Auftrieb gegeben. Die Währungshüter verzichteten bei ihrer gestrigen Sitzung zwar auf eine zusätzliche Zinserhöhung, kündigten aber an, die in den letzten Monaten deutlich angezogenen Leitzinsen für einen “längeren” Zeitraum beizubehalten.Die Ankündigung untermauert das Bestreben der Währungshüter, unter neuer Führung verlorenes Vertrauen in die Glaubwürdigkeit und Handlungsfähigkeit der Geldpolitik wiederherzustellen. Angesichts zweistelliger Inflationsraten, eines monatelangen Absturzes der Lira und dramatisch schwindender Fremdwährungsreserven hatte die Zentralbank Ende September die Notbremse gezogen und nach neun Abwärtsschritten erstmals wieder den Leitzins erhöht. Dieser Effekt verpuffte jedoch – was Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan schließlich zu einer Abkehr von seinem Niedrigzinsdiktat zwang. Im Zuge dieses spektakulären Kurswechsels tauschte Erdogan auch die Spitze der Notenbank aus. Seitdem hat die Lira zum Dollar mehr als 10 % zugelegt.Der neue Gouverneur Naci Agbal hat inzwischen zwei weitere Leitzinserhöhungen geliefert. Inzwischen liegt die Rate bei 17 %, fast 10 Prozentpunkte höher als Mitte 2020. Außerdem hat er einstellige Inflationsraten zur Maxime erklärt. Dieses Vorhaben gestaltet sich schwierig: Im Dezember betrug die Jahresteuerungsrate 14,6 %. Unvermindert hohe Preise für Lebensmittel und Energie dürften nach Einschätzung von Ökonomen dafür sorgen, dass die Inflation über das Frühjahr hoch bleibt. Die Notenbank wird in der kommenden Woche ihre Projektionen für die Inflationsentwicklung aktualisieren. Bislang rechnet sie zum Jahresende 2021 mit 9,4 %. Umfragen unter Marktteilnehmern im Auftrag der Zentralbank deuten Oxford Economics zufolge allerdings im Durchschnitt auf eine Teuerungsrate von 11,2 % hin.Die türkische Volkswirtschaft ist vergleichsweise glimpflich durch die Coronakrise gekommen und 2020 nach Angaben aus dem Finanzministerium sogar leicht gewachsen. Beobachter sind allerdings nicht überzeugt, ob der Kurswechsel in der Finanz- und Geldpolitik Bestand hat. Sören Hettler, Analyst der DZ Bank, merkt an, dass Erdogan seiner “unberechenbaren” Linie treu bleibe. “Einerseits hatte er Unterstützung für eine restriktive Geldpolitik gezeigt und die Senkung des Preisdrucks zur Priorität erklärt. Andererseits tritt er immer wieder mit öffentlicher Kritik an den ,hohen Zinsen` in Erscheinung.” Mit Zinserhöhungen von in Summe 625 Basispunkten seit seinem Amtsantritt habe Agbal indes “die Reputation der Währungshüter spürbar gestärkt”. Trotzdem flüchten Bürger und Firmen weiter in harte Devisen wie den Dollar und in Gold. Für Helaba-Ökonom Janis Hübner spricht das dafür, “dass die Zentralbank noch viel Arbeit vor sich hat, um das Vertrauen in die Landeswährung wiederherzustellen”.