Türkische Notenbank senkt erneut die Zinsen
ba Frankfurt – Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei hat die Ratingagentur Moody’s dem Land die Herabstufung der Bonitätsnote angedroht. Die außerplanmäßige Überprüfung sei notwendig, um die mittelfristigen Auswirkungen des Putschversuchs auf das Wachstum, die politischen Institutionen und die Finanzreserven des Landes untersuchen zu können. Derzeit wird die Türkei von Moody’s mit “Baa3” bewertet, eine Stufe über dem “Ramschbereich”. Der Ausblick ist bereits seit 2014 negativ. Bei Fitch steht die Bonität der Türkei bei “BBB-“, bei Standard & Poor’s bei “BB+”.Die Türkei hat schon seit einiger Zeit mit einer ohnehin schwachen Wirtschaftsentwicklung, steigenden Firmenpleiten, geringerem Tourismus nach mehreren Anschlägen, vielen faulen Krediten bei Banken und hohen Inflationsraten zu kämpfen. Die türkische Notenbank versucht daher seit einigen Monaten, mit billigerem Geld die Kreditvergabe anzukurbeln, um zusätzliches Wachstum zu generieren. Gestern hat sie daher den fünften Monat in Folge die Zinsen gesenkt. Sie nahm den Satz für Übernachtkredite um 0,25 Punkte auf 8,75 % zurück. Experten hatten mit dem Schritt gerechnet, hatten allerdings einen Schritt von 0,5 Punkten auf der Rechnung. Die Notenbank betonte der Nachrichtenagentur Reuters zufolge die Bereitschaft, die Geldpolitik weiter zu lockern. “Marktentwicklungen werden genau verfolgt und die notwendigen Liquiditätsmaßnahmen weiter ausgeführt, um die Finanzstabilität zu stützen”, erklärte sie. Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci hatte zu Wochenbeginn gesagt, er erwarte von der Zentralbank eine Fortsetzung ihrer “unerschrockenen” Zinssenkungen.Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnte gestern die Regierung in Ankara vor möglichen wirtschaftlichen Rückschlägen. “Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bleiben Voraussetzung für eine Partnerschaft”, zitiert dpa-afx BDI-Präsident Ulrich Grillo. Die Türkei brauche die Partnerschaft mit der EU mehr denn je. Die CSU forderte wegen der Überlegungen zur Wiedereinführung der Todesstrafe ein Einfrieren der Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU und lehnte auch eine völlige Visa-Freiheit für Türken ab. Dies bedeute aber nicht, dass das EU-Flüchtlingsabkommen hinfällig würde. Präsident Recep Tayyip Erdogan allerdings bekräftigte seine Bereitschaft zur Wiedereinführung der Todesstrafe. Deren Abschaffung 2004 sei kein Hindernis.